19. April 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Camille Saint-Saëns: Le Timbre d’argent (Les Siècles, Francois-Xavier Roth)

Camille Saint-Saëns: Le Timbre d’argent (Les Siècles, Francois-Xavier Roth)

In den letzten Jahren ist es wieder lebendiger um die Musik von Camille Saint-Saëns geworden. Nicht mehr nur die imposante Orgelsinfonie, die eine Geisterstunde aufrufende „Danse macabre“ oder das eine oder andere herausragende Konzert (für Klavier oder Violoncello, seltener Violine) werden neu eingespielt; zunehmend weckt auch die Kammer- und Klaviermusik das Interesse der Interpreten. Als Opernkomponist hingegen blieb Saint-Saëns weitgehend unbeachtet und verloren, „Samson und Dalila“ einmal ausgenommen. Dass nach der späten „Hélène“ (1902/03) und dem ambitionierten „Ascanio“ (1887/88) nun auch „Le Timbre d’argent“ eingespielt wurde, eröffnet den Blick auf

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Max Bruch: Loreley (Münchner Rundfunkorchester, Stefan Blunier)

Max Bruch: Loreley (Münchner Rundfunkorchester, Stefan Blunier)

Dass Max Bruch mehr als nur ein Violinkonzert geschrieben hat, dürfte weithin bekannt sein (zumal auf eine „Nr. 1“ auch noch etwas folgen muss). Dass er aber auch im Bereich der Oper schöpferisch tätig war, wird fraglos überraschen. Denn wie mag wohl eine deutsche romantische Oper klingen, die sich auf allen Ebenen entschieden von Wagner distanziert, zumal wenn mit der Loreley ein großer deutscher Mythos aufgerufen wird? Um es vorweg zu nehmen: Die vier Akte umfassende Partitur mit einer Spielzeit von zweieinhalb Stunden lohnt – in diesem durchwegs vortrefflichen Live-Mitschnitt

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Giuseppe Verdi: Ernani (Cappella Aquileia, Marcus Bosch)

Giuseppe Verdi: Ernani (Cappella Aquileia, Marcus Bosch)

Was wäre die Oper ohne glühende Rachegelüste? Höchste Dramatik verspricht in diesem Sinne jedenfalls Giuseppe Verdis Ernani. Auf der Bühne aktuell nicht so präsent wie andere seiner Werke (vom etwas früheren Nabucco bis zum 50 Jahre jüngeren Falstaff), steht die Partitur ganz unter dem Eindruck des Belcanto, weist aber auch fantastische Chorszenen auf. Im Zentrum des Librettos steht der Kampf um Elvira, um die gleich dreifach geworben wird: Don Carlo (der später zum Kaiser gekrönt wird und gnädig vergibt), der Graf de Silva (ihr älterer Onkel, der das traditionelle Gastrecht

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Franz Schubert: Sakontala (Kammerphilharmonie Bremen, Frieder Bernius)

Franz Schubert: Sakontala (Kammerphilharmonie Bremen, Frieder Bernius)

Franz Schubert ist trotz vielfacher Bemühungen als Bühnenkomponist noch immer ein nahezu unbeschriebenes Blatt. Sind schon seine abgeschlossenen oder auch nur seine vollständig erhaltenen Opern und Singspiele kaum dem Namen nach bekannt – etwa die überaus witzigen Freunde von Salamanka, der gewichtige Dreiakter Alfonso und Estrella oder gar der hochdramatische, einen Höhepunkt des Schaffens darstellende Fierabras. Aufgeführt wurde von diesen knapp einem Dutzend Partituren schon zu Schuberts Lebzeiten kaum etwas. Zu unglücklich erschien den Zeitgenossen die Wahl der Libretti, zu tief geriet Schubert in den Strudel zwischen deutscher romantischer Oper

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Carl Maria von Weber: Euryanthe (Constantin Trinks)

Carl Maria von Weber: Euryanthe (Trinks, ORF Radio-Symphonieorchester Wien)

Der vom „Freischütz“ geworfene Schatten ist lang – und er reicht bis heute. Umso erfreulicher ist das Engagement des Theaters an der Wien für Carl Maria von Webers „weitere“ Partituren. Dennoch überrascht das hörbar unterschiedliche Niveau der beiden bisher auf CD vorliegenden Live-Mitschnitte: Auf der einen Seite ein unglücklich besetzter, musikalisch seltsam behäbiger „Peter Schmoll“, wie man ihn wohl auch in den 1970er Jahren hätte hören können; sein originaler Spielwitz ist somit noch immer zu entdecken. Auf der anderen Seite nun eine „Euryanthe“, bei der man kaum glaubt, dasselbe Orchester

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