21. November 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
L’Orfeo Barockorchester

L’Orfeo Barockorchester

Ein Doppelalbum, das den Blick auf einen oft unterrepräsentierten Teil der frühen Leipziger Kantaten lenkt, nämlich auf die zwischen Juli 1726 und Februar 1727 entstandenen Solowerke, die (bis auf einen abschließenden Choral) ganz ohne Chor auskommen. Charakteristisch für die Kompositionen ist ihre gedeckte Farbigkeit – sowohl in der Wahl der Stimmlage (Alt und Bass) als auch in der Hinzunahme der Oboen. Auch die Libretti, die häufig das «Ich» des Gläubigen in den Mittelpunkt stellen, legen eine solistische Besetzung nahe und eine Faktur, die trotz konzertanter Elemente (etwa der obligat geführten

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #136 – Bach. Kantaten
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Orchesterwerke / Henry Raudales

Orchesterwerke / Henry Raudales

Wunderbar «nordisch» klingt die Sinfonie Nr. 2 c-Moll op. 134 (1875) von Carl Reinecke, der einst im schleswig-holsteinischen Altona geboren wurde. Die Partitur steht (leicht verspätet) in bester Leipziger Tradition – man denke vor allem an Niels W. Gade und dessen Sinfonie c-Moll op. 5. Mit dem Beinamen «Håkan Jarl» gibt ausgerechnet der konservative Reinecke einen Hinweis auf einen literarischen Vorwurf, der hier allerdings kaum mehr als Tonfall und Grundcharakter beschreibt; eine weitergehende programmatische Deutung war Reinecke fremd. Beides sollte sich für den Erfolg des ambitionierten, atmosphärisch dichten Werkes als

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #130 – Reinecke 200
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für zwei Klaviere / Genova & Dimitrov

für zwei Klaviere / Genova & Dimitrov

Nicht vierhändig, sondern für zwei Klaviere bzw. Flügel sind diese Kompositionen von Carl Reinecke bestimmt, der zu jenen Jubilaren gehört, die in diesem Jahr und auch weiterhin in der zweiten Reihe stehen und stehen werden. Nur wenige Häuser haben auf seinen 200. Geburtstag reagiert – darunter immerhin das Leipziger Gewandhaus, dessen Orchester Reinecke einst über 35 Jahre vorstand, das bis heute gültige Repertoire (mit)prägte und ihn am Ende sehr unfreundlich aus dem Amt drängte. Wichtig hat er sich freilich nicht genommen, laute und spektakuläre Positionen sucht man bei ihm vergebens.

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #130 – Reinecke 200
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William Smethergell / Ouvertüren

William Smethergell / Ouvertüren

Neues von der Insel, könnte man sagen. Denn die sechs Ouvertüren von William Smethergell (1751–1836), die 1780 als sein Opus 5 erschienen, machen Freude. Schon seine Zeitgenossen müssen sich daran delektiert haben: Aufführungen in den Vauxhall Gardnes sind belegt, auch eine zweite Auflage der Stimmen wurde gedruckt. Obwohl Smethergell zu einer jüngeren Generation gehörte, hatte sich mit der Ankunft Haydns und Pleyels in London seine Musik überlebt. Der aus bescheidenen Verhältnissen stammende Smethergell selbst aber wirkte bis ins hohe Alter als Musiklehrer und Organist. Bei den sechs Werken (wie bei

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #118 – Ersteinspielungen
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Louise Farrenc / Linos Ensemble

Louise Farrenc / Linos Ensemble

Mit dem Namen «Linos Ensemble» verbindet sich nicht nur beste Kammermusik, sondern auch größte Entdeckerfreude. 1977 gegründet, ist es seit langem in der zweiten Generation angekommen. Dieses frisch aufgenommene Album mit Werken von Louise Farrenc schlägt nun einen weiten Bogen zurück in das Jahr 1991, in dem das Linos Ensemble in identischer Besetzung (!) zwei Klavierquartette dieser herausragenden Romantikerin eingespielt hatte – zu einer Zeit, als derartige Repertoire-Ausgrabungen keineswegs auf der Tagesordnung standen, sondern wirklich eine Sache der inneren Überzeugung waren. Ich kann mich jedenfalls noch daran erinnern, wie ich

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #117 – Klaviertrios
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Bassoon Concertos / Dag Jensen

Bassoon Concertos / Dag Jensen

Ein Album, das zwischen Carl Maria von Weber und der skandinavischen Region, zwischen Romantik und zeitgenössischer Musik seinen Platz sucht. Tatsächlich ist das konzertante Repertoire für Fagott im 19. wie auch im 20./21. Jahrhundert erstaunlich rar. Dennoch stellt sich die Frage, warum für dieses Album gerade diese (und nicht andere) Werke zur Einspielung ausgewählt wurden. Knapp die Hälfte der Spielzeit nehmen das Konzert op. 75 und das ungarisch inspirierte Konzertstück des in Eutin geborenen frühromantischen Weber ein, sekundiert von einem Werk des klassischen Finnen Bernhard Crusell (1775–1838) und des Norwegers

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #115 – Fagott
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Buxtehude / Membra Jesu Nostri

Buxtehude / Membra Jesu Nostri

Singulär im kompositorischen Schaffen von Dietrich Buxtehude wie auch für das ausgehende 18. Jahrhundert ist der von ihm selbst auf 1680 datierte, insgesamt sieben Kantaten umfassende Zyklus der Membra Jesu nostri patientis sanctissima (Die hochheiligen Gliedmaßen unseres leidenden Jesu). Überliefert in einer autographen Tabulatur, ist das Werk dem schwedischen Hofkapellmeister Gustav Düben (ca. 1628–1690) gewidmet, der wie nur wenige andere systematisch eine Sammlung von Handschriften herausragender zeitgenössischer Kompositionen anlegte (wodurch sich zahlreiche Werke Buxtehudes überhaupt der Nachwelt erhalten haben). Im Zentrum steht die Vertonung der mittelalterlichen Verse «Salve mundi salutare».

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #113 – Passionsmusiken
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Johann Heinrich Rolle / Lukas-Passion

Johann Heinrich Rolle / Lukas-Passion

Es nötigt einem ziemlichen Respekt ab, wie das Label cpo seit vielen Jahren nicht nur zu Weihnachten, sondern auch zur Passionszeit das Repertoire erweitert. Denn während an vielen Orten, landauf, landab die beiden großen Passionen von Johann Sebastian Bach als «gesetzt» gelten (und ja: wohl jeder Chor mit geistlicher Ausrichtung möchte das einmal aufführen), da zeigen wenigstens die Einspielungen, was man sich alles entgehen lässt. In diesem Fall ist es eine Passionsmusik von Johann Heinrich Rolle (1716–1785), der in Magdeburg wirkte und in Hamburg bei der Telemann-Nachfolge nur knapp gegenüber

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #113 – Passionsmusiken
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Sperger / Kammerakademie Potsdam

Sperger / Kammerakademie Potsdam

Schon lange ist Johannes Matthias Sperger (1750–1812), der zuletzt in der Hofkapelle des Mecklenburg-Schweriner Herzogs tätig war, kein Unbekannter mehr – und zwar sowohl auf dem Kontrabass wie auch als versierter Komponist seiner Zeit. Geläufig ist vielleicht seine «Anfangs-Sinfonie» (ein originelles Spiegelbild von Haydns «Abschieds-Sinfonie»); die Solokonzerte für «sein» Instrument haben es jedoch in sich. Auch der verschrobene Charakter in Patrick Süskinds Einakter Der Kontrabaß weiß darüber ein kurzes Klagelied anzustimmen. Beim Label cpo hat Spergers Musik seit einigen Jahren einen festen Platz, so dass aus dem Bereich der Kammermusik

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #111 – Opus 1
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Musik aus dem alten Stralsund

Musik aus dem alten Stralsund

Auf dem Cover der Einspielung gibt ein Kupferstich einen guten Eindruck von der alten Hansestadt Stralsund. Aber nur wer einmal selbst in der großartigen Marienkirche, der massiv mit ihren Türmen aufragende Nikolaikirche oder der Jacobikirche stand, wird ermessen, welche wirtschaftliche Bedeutung der Stadt am Strelasund einst zukam. Freilich: Als Eucharius Hoffmann (1540–1588), Johann Vierdanck (1605–1646) und Caspar Movius (1610–1671) hier wirkten, war die mächtige Hanse längst Geschichte – nur der Stolz sowie die alten, bewährten Verbindungen in den gesamten Ostseeraum waren geblieben, und dies unter den schwierigen Bedingungen des Dreißigjährigen

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #109 – Musica Baltica
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Paul Wranitzky / Rolf Gupta

Paul Wranitzky / Rolf Gupta

Oft sind es langweilig, gelegentlich genial – das CD-Cover. Schon lange aber ersetzt eine gute CD-Sammlung keinen Kunstkatalog mehr; Portraitfotos oder flippige Farbkompositionen haben in den letzten Jahren kontinuierlich die Präsentation eines zur Musik passenden Gemäldes oder einer stimmigen Architektur ersetzt. Mit Sicherheit liegt das nicht daran, dass die bildenden Künste nichts mehr zu bieten hätten; vielmehr geht es um maximale Sichtbarkeit und Präsenz im Augenblick. Dabei gibt es etwa bei alten Gemälden wunderbare Kontexte zum Inhalt des Albums zu entdecken. Wie hier – wenn auch um die Ecke gedacht.

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #108 – Sinfonisches
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Grazyna Bacewicz / Lukasz Borowicz

Grażyna Bacewicz / Łukasz Borowicz

Grażyna Bacewicz ist eine jener Komponistinnen, die nicht erst durch ein neues Denken (wieder)entdeckt werden mussten. Sowohl in ihrer polnischen Heimat als auch diesseits des damaligen Eisernen Vorhangs war sie mit ihrer Musik bekannt und geschätzt. Dass sie in der westlichen Welt nie zum Durchbruch kam, ist aber wohl eher dem unauflösbaren und sich gegenseitig ausschließenden Widerstreit zwischen radikaler Avantgarde und eingefahrenem Abonnement-Repertoire geschuldet: Denn Grażyna Bacewicz (1909–1969) gehörte weder zu der einen noch zu der anderen Gruppe; sie ging vielmehr – auch im sozialistischen Polen – ihren eigenen Weg.

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #108 – Sinfonisches
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