21. November 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Fauré / Marc Coppey

Fauré / Marc Coppey

«Fauré authentique» steht als Motto auf dem Cover. Doch was kann an einem solchen Album «authentisch» sein – oder besser noch: «echt» oder «verbürgt»? Der Komponist – der nun vor genau einem Jahrhundert verstorben ist? Die Werke selbst – die doch erst durch jede individuelle Interpretation klanglich realisiert werden müssen? Oder doch «nur» das Instrumentarium mit seinem spezifischen Klang? Jedenfalls wurde als Klavierinstrument ein Érard-Flügel von 1929 gewählt, der Faurés Musik anders, neu und verblüffend unverstaubt klingen lässt: nämlich in wunderbarer Clarté und kammermusikalischer Nähe. Denn der Érard besitzt nicht

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #135 – Fauré 100
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Bach Triosonaten / Martin Neu

Bach Triosonaten / Martin Neu

Auch wenn diese Stücke «Triosonaten» heißen und einen dreistimmigen Satz aufweisen, so bedeutet das nicht, dass auch drei Musiker:innen am Werk sind. Der von Arcangelo Corelli etablierte Satztyp findet in den von Johann Sebastian Bach vollzogenen Transformation auf der Orgel einen ganz eigenen Höhepunkt. Hier bewahren die obligat geführten Stimmen in einem kunstvollen Geflecht ihre Eigenständigkeit – ein Geflecht, das auch mit vollständiger Unabhängigkeit von Händen und Füßen abgebildet werden muss. Dabei hat Bach jedem Satz einen individuellen Charakter und Affekte vom festlichen Konzertieren bis zum tiefen Nachsinnen eingeschrieben; die

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #123 – Obst & Gemüse
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On Byrd’s Wings / Boreas Quartett Bremen

On Byrd’s Wings / Boreas Quartett Bremen

Wann genau er geboren wurde, wusste William Byrd selber nicht. Und so ist es unklar, ob er bereits 1540 oder doch eher 1543 das Licht der Welt erblickte. Auf jeden Fall gilt er bis heute als der bedeutendste Komponist seiner Zeit auf den britischen Inseln. Byrd war mit seiner Kunst schon unter den Zeitgenossen so hoch angesehen, dass er sich – als bekennender Katholik – selbst im Elisabethanischen Zeitalter nicht unterwerfen musste. Dass 2023 sein 400. Todestag begangen wurde, ist außerhalb der «Alte Musik-Szene» wohl kaum aufgefallen – was mit

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #099 – Byrd 400
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Locatelli / Thüringer Bach Collegium

Locatelli / Thüringer Bach Collegium

Ein Geständnis vorab: Bisher habe ich mich mit der Musik von Pietro Antonio Locatelli immer etwas schwer getan; auch bei neueren Einspielungen – vermutlich unter dem fragwürdigen Eindruck eines dieser so genannten Weihnachtskonzerte, hier des Concerto per la notte di natale F-Dur op. 1/8. Mit dieser unbewusst gelebten Distanz ist nach diesem Album aufzuräumen. Denn in seinen 1735 im Druck erschienenen Introduttioni teatrali op. 4 präsentiert sich Locatelli als ein Komponist, der mit Witz und Verstand erfindet und gestaltet – und dessen Musik vom klein besetzen Thüringer Bach Collegium mit

Teil 2 von 4 in Michael Kubes HörBar #083 – Concerti
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ARUNDOSquintett

ARUNDOSquintett

Denkt man an das Holzbläserquintett, kommen einem bald die repertoirebildenden Werke von Anton Reicha und Franz Danzi in den Sinn. Auch wenn die an Klangfarben so reiche Besetzung aus Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott nach diesem furiosen Start im frühen 19. Jahrhundert alsbald als Gattung stagnierte, ist sie seit den 1920er Jahren umso lebendiger. Beigetragen haben dazu zunächst herausragende Einzelkompositionen ganz unterschiedlicher Couleur (Hindemith, Schönberg, Carl Nielsen), seit einigen Jahren sind aber wieder neue junge Ensembles «am Start» – und mit ihnen geht es geradewegs auf Entdeckungstour durch den

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #072 – Hölzbläserquintette
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Venturini / la festa musicale

Venturini / la festa musicale

Als Hannoveraner Hofkapellmeister steht Francesco Venturini (1675–1745) im Schatten von Agostino Steffani und Georg Friedrich Händel – wobei auch Steffani gerade erst wiederentdeckt wird. Entgegen seinem italienisch klingenden Namen wurde Venturini in Brüssel geboren, heiratete 1697 in der Residenzstadt an der Leine und wurde ein Jahr später ordentliches Mitglied der Hofkapelle. Schon bevor er 1713 zum Kapellmeister avancierte, war sein Opus 1 in Amsterdam bei Roger erschienen, einem bedeutenden Verlagshaus, was für die positive Aufnahme der Werke unter den Zeitgenossen spricht. Doch auch heute noch verblüffen Venturinis Concerti: die geradzahligen

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #069 – Concerti
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Balkan Chamber Orchestra

Balkan Chamber Orchestra

Musik für Streichorchester hat nicht nur einen ganz eigenen Charakter, sondern auch ein interessantes Repertoire – ein Repertoire, das im Konzertsaal wie auf Tonträgern lange Zeit auf nur wenige Werke begrenzt blieb. Warum das Balkan Chamber Orchestra für dieses Album daher ausgerechnet die beiden populären Serenaden von Dvořák und Tschaikowsky auf die Pulte legte, erschließt sich mir nicht. Zum einen ist die namhaftere Konkurrenz erheblich, zum anderen verdienen es die Werke, die bei mir Erinnerungen an einstige sonntägliche Promenaden-Konzerte im Radio wecken, von Bräsigkeit, Staub und Firnis befreit zu werden.

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #052 – for Strings
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