Ewald Sträßer / Gudrun Höbold

Ewald Sträßer / Gudrun Höbold

Man darf sich von den internationalen Metadaten und dem Cover dieses Albums nicht irritieren lassen. Denn der Komponist Ewald Sträßer (1867–1933) unterschrieb selbst mit Umlaut und Scharf-S, während die heute gängigen Angleichungen bereits 1918 auf dem Titelblatt seiner Violinsonate D-Dur op. 32 vorgenommen wurden – dort allerdings, so scheint es, eher typographisch motiviert. Er ist einer der niederrheinischen Komponisten in der Nachfolge von Johannes Brahms, dabei aber in Ausdruck und Grammatik keinesfalls konservativ. Nach einem erfolgreichen dreitägigen Musikfest in Köln, das ausschließlich seinen Werken gewidmet war (1917, inmitten des Ersten

Teil 4 von 4 in Michael Kubes HörBar #144 – Violinsonaten um 1900
Bartók, Enescu, Achron / Tassilo Probst

Bartók, Enescu, Achron / Tassilo Probst

Offenbar hat man sich nicht stressen lassen. Denn wie es gelegentlich passiert, wurde die maximale Spielzeit-Kapazität der CD bei der Aufnahme überschritten. Es soll schon Einspielungen gegeben haben, bei denen in der Postproduction ein wenig gezaubert wurde, indem die Musik unter Beibehaltung der Tonhöhe unmerklich «beschleunigt» wurde, bis es passte. Nicht so hier: Mit insgesamt etwas mehr als 85 Minuten wurde das Ziel zwar knapp verfehlt, aber nichts verändert (im Streaming sind diese Timelines ohnehin egal). Und dieses Doppelalbum ist eine echte Überraschung. Mit ihm setzt Tassilo Probst bei seinem

Teil 3 von 4 in Michael Kubes HörBar #144 – Violinsonaten um 1900
Saint-Saëns / Cecilia Zilliacus

Saint-Saëns / Cecilia Zilliacus

Vielleicht ist Camille Saint-Saëns (1835–1921) der (un)französischste Komponist unter seinen französischen Kollegen. Seine Sinfonien und Sonaten sprechen eine ganz eigene Sprache und huldigen nicht dem damals weit verbreiteten «Wagnérisme». So auch die beiden hier eingespielten Sonaten von 1885 und 1896, die mit einer wunderbar klassizistischen Attitüde eine Klarheit in Struktur und Klang aufweisen, für die man Jahrzehnte zurückgehen muss. Sie wirken heute noch aktuell, entlasten das Ohr und kommen zum Kern – etwas, womit Saint-Saëns in der Öffentlichkeit freilich bisweilen zu kämpfen hatte. Über seine zweite Sonate notierte er noch

Teil 2 von 4 in Michael Kubes HörBar #144 – Violinsonaten um 1900
Dohnányi & Strauss / Hellen Weiß

Dohnányi & Strauss / Hellen Weiß

Ein Album, das einen weiten Bogen über das Repertoire der Violinsonate an der Wende zum 20. Jahrhundert spannt, die nach Brahms und wenigen Einzelwerken damals kaum präsent ist. Denn diese Besetzung und Gattung ist (im Gegensatz zum Streichquartett) zu dieser Zeit sicherlich kein Innovationsträger der Musikgeschichte. Umso interessanter sind die individuellen Ausformungen der Spätromantik – oder besser: eines Stils, der sich durch Intensivierung des Ausdrucks, tonal gebundene Harmonik sowie individuelle und nationale Idiome definieren lässt. So auch bei den hier von Hellen Weiß eingespielten, technisch anspruchsvollen Kompositionen von Ernst von

Teil 1 von 4 in Michael Kubes HörBar #144 – Violinsonaten um 1900