26. März 2025 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Leonie Klein / Isanie Percussion Duo

Leonie Klein / Isanie Percussion Duo

Mitunter sind Bezeichnungen musikalischer Besetzungen recht verwirrend oder gar missverständlich. Schon im ausgehenden 18. Jahrhundert bezeichnet ein «Quartett» vier Sänger:innen, das Quatuor aber ein Streichquartett. Noch heute wird üblicherweise zwischen einem Duett (Vokalstimmen, oft mit instrumentaler Begleitung) und einem instrumentalen Duo unterschieden. Gezählt werden die Stimmen bzw. die Instrumentalisten und ihre Instrumente. Bei einem zeitgenössischen Schlagwerk-Duo wird es etwas komplexer, denn zwei Musiker:innen haben in der Regel viele unterschiedliche Instrumente um sich herum gruppiert, die mitunter auch simultan gespielt werden. Unweigerlich drängen sich diese Gedanken auf, verfolgt man das Album

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #148 – Duo – Duett – Double
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Vanessa Porter / folie à deux

Vanessa Porter / folie à deux

Ein interessanter Titel, der das Album in psychologische Tiefen führt. Da aber nicht jeder weiß, was eine «folie à deux» ist (und auch nicht jeder nachschlagen möchte), findet sich neben dem Booklet ein Zettel mit einer kurzen Definition. Das macht neugierig, denn zum Cover will diese Beziehung zweier Personen nicht recht passen – und eine weitere Erläuterung zum Album sucht man vergebens, handelt es sich doch um ein Recital. Wo also liegt der Schlüssel? Abgesehen davon handelt es sich um ein Konzeptalbum, das diesen Begriff vom ersten bis zum letzten

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #146 – Schlagwerk
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Poppe & Heiniger / Tonband

Poppe & Heiniger / Tonband

Eine abenteuerliche Reise durch die Welt perkussiver und elektronischer Klänge. Was in Teilen wie eine Art historisches Bilderbuch aus den fernen Zeiten der Pioniere anmutet, ist im Kern eine bis ins Detail kalkulierte Reduktion der verwendeten Hard- und Software. Das gilt vor allem für die von Enno Poppe (*1969) und Wolfgang Heiniger (*1964) gemeinsam konzipierte Komposition Tonband, die in ihrer Umsetzung nichts mit den Tonbändern von einst zu tun hat: Schlagwerk und durch Live-Elektronik erzeugte Sounds werden gekoppelt, was eine gewisse klangliche Heterophonie evoziert. Bei Feld von Enno Poppe treten

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #146 – Schlagwerk
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Tālivaldis Ķeniņš / Concerto

Tālivaldis Ķeniņš / Concerto

Wieder einmal hat die Weltgeschichte entscheidend in die Biographie eines Komponisten eingegriffen. Diesmal bei Tālivaldis Ķeniņš (1919-2008), der in Lettland geboren wurde, zunächst in Grenoble eine Ausbildung für den diplomatischen Dienst des jungen Staates erhielt, während des Zweiten Weltkriegs nach Riga zurückkehrte und mit dem Einmarsch der Sowjetunion nach Paris floh. Dort studierte er bei Olivier Messiaen, hielt sich als Pianist über Wasser, wurde mehrfach ausgezeichnet. Sein Septett wurde 1951 in Darmstadt aufgeführt, dann ging er nach Kanada – zunächst als Organist, später lehrte Ķeniņš selbst Komposition an der Universität

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #146 – Schlagwerk
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Enjott Schneider / wood & metal

Enjott Schneider / wood & metal

Enjott Schneider (*1950) ist ein überaus produktiver Komponist, der mit seinen Werken zeigt, wie unterschiedlich die Vorstellungen von zeitgenössischer Musik sein können – die sich nicht durch diesen oder jenen Stil definiert, sondern vor allem durch die Entstehung in der Gegenwart. Zwei Konzerte sind als ein Werkpaar auf diesem Album vereint: Secret of Trees, ein Konzert für zahlreiche auf Holz basierende Instrumente, und Machine Worlds, ein Konzert, das mit Metallschrott und anderen metallischen Instrumenten hantiert. Einen Hintergrund dazu eröffnet Schneider in seinem kleinen Essay – ohne sich, abgesehen von einigen

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #146 – Schlagwerk
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Maxime Goulet / Ice Storm Symphony

Maxime Goulet / Ice Storm Symphony

Das Cover erinnert ein wenig an «Naive Malerei» und thematisiert (mit leider erkennbar wenig Tiefgang) eine der jüngsten Naturkatastrophen in Kanada: den tagelangen Eissturm im Januar 1998, der Großstädte und ganze Landstriche für Tage, Wochen oder gar Monate lahmlegte. Anlässlich des 25. Jahrestages erhielt Maxime Goulet (*1980) den Auftrag zu einer Symphonie de la tempête de verglas (oder auf Englisch: Ice Storm Symphony), die in vier Sätzen sowohl das Naturereignis als auch den wärmenden Zusammenhalt der Menschen in der kalten Not beschreibt. Für eine solch naturalistische oder zumindest dicht an

Teil 3 von 4 in Michael Kubes HörBar #145 – Bäume im Winter
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Estonian Premieres / Paavo Järvi

Estonian Premieres / Paavo Järvi

So kahl die baltischen Birken auf dem Cover wirken, so dunkel sind die hier eingespielten Kompositionen, die überwiegend zwischen 2011 und 2021 entstanden. Relativ zeitnah wurden sie vom Estonian Festival Orchestra aufgeführt, doch erst mit dieser knapp einstündigen Kompilation erleben sie ihre CD-Premiere. Kaum einer der Komponisten dürfte auf dem so kulturreichen europäischen Kontinent bekannt sein – und doch sind es Namen, die in Estland hoch gehandelt werden. Ein Widerspruch? Keineswegs. Es ist eher die Frage, wie viel von dem so reichen «Konzert der Nationen» in seiner ganzen Breite wahrgenommen

Teil 2 von 4 in Michael Kubes HörBar #145 – Bäume im Winter
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Jacques Hétu

Jacques Hétu

Eine Ode an die Freiheit. Nein, nicht die umtextierte von Schiller/Beethoven und mit Leonard Bernstein im Schatten der gerade überwundenen Berliner Mauer, sondern die von Paul Éluard (1895–1952): 1942 geschrieben und dann über und in ganz Frankreich verbreitet. Als 70 Jahre später Jacques Hétu (1938–2010) die Strophen mit dem (durch alle Lebensalter) wiederkehrenden Vers «J’écris ton nom» (ich schreibe deinen Namen) vertonte, entstand mit der 5. Sinfonie ein Werk für das 21. Jahrhundert – ein Werk, das allerdings erst (wieder)entdeckt werden muss. Denn Hétu, frankophoner kanadischer Komponist, starb wenige Wochen

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #143 – zeitgenössische Sinfonik
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Gisle Kverndokk

Gisle Kverndokk

Sein Name ist hierzulande durch die Einweihung des Opernhauses in Oslo (2010) und Aufführungen bei den DomStufen-Festspielen in Erfurt (2008) bekannt geworden. Nachdem er bislang vorwiegend mit ernsten Musicals als großen Opern präsent war, stellt dieses Album nun sinfonisches Repertoire von Gisle Kverndokk (*1967) vor – einem Komponisten, dessen Musik bisher kaum im Konzertsaal zu hören ist. Diese Diskrepanz lässt sich freilich an dieser norwegischen Produktion leicht nachvollziehen: Wer große zeitgenössische Sinfonik erwartet, wird enttäuscht; wer ein sattes Potpourri aus griffigen Melodien erwartet ebenso. Die Musik von Gisle Kverndokk ist

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #143 – zeitgenössische Sinfonik
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Xilin Wang

Xilin Wang

Noch immer ist die aus China stammende «klassische Musik» weitgehend eine terra incognita. Nur ganz wenige Einzelwerke sind allein dem Namen nach präsent (wie etwa das Violinkonzert Butterfly Lovers von Gang Chen), bei Komponisten-Persönlichkeiten wird es wohl noch schwieriger. Vielleicht liegt es an den Kulturen oder Repertoire-Traditionen, sicherlich auch am fehlenden Mut zum Programm-Experiment. Da helfen dann zunächst einmal Einspielungen wie die vorliegende mit der Sinfonie Nr. 3 von Xilin Wang (*1936). Noch nie gehört? So ging es mir auch. Doch je länger die Musik sich entfaltete, je öfter ich

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #143 – zeitgenössische Sinfonik
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Olli Mustonen

Olli Mustonen

Er war zunächst und vor allem als Pianist auf den großen Podien zuhause; dass er auch komponierte, spielte zunächst keine große Rolle. Heute hat Olli Mustonen (*1967) längst auch den Taktstock in die Hand genommen – nicht als frühzeitiges «Altersphänomen», sondern als eine Tätigkeit, die er schon in jungen Jahren studiert hatte. Dennoch ist ihm mit seinen Partituren noch nicht der große Durchbruch als Komponist gelungen. Warum dies so ist, kann auf diesem Album mit zwei seiner Sinfonien behört werden. Denn Mustonen schreibt zwar flüssig, allerdings in einer Art und

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #143 – zeitgenössische Sinfonik
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Dani Howard

Dani Howard

Hat die Sinfonie im 21. Jahrhundert überhaupt noch eine Zukunft – oder hat sich das Repertoire selbst diminuiert? Jedenfalls kann man den Eindruck gewinnen, dass nur noch kürzere Werke als «Opener» aufgeführt und damit auch komponiert werden. Welches städtische Orchester möchte schon die zweite Hälfte eines seiner Sinfoniekonzerte einem neuen oder älteren unbequemen Werk opfern, wenn man das Publikum auch bequem mit Beethoven, Schumann, Brahms oder Tschaikowsky (selbst Sinfonien von Schostakowitsch gehören dazu) bedienen kann? Es sind also pragmatische Erwägungen, die das Repertoire einzuschränken scheinen und einen seit langem zu

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #143 – zeitgenössische Sinfonik
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