12. März 2025 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Bruckner / Tonhalle-Orchester Zürich

Bruckner / Tonhalle-Orchester Zürich

Nach der Nr. 7 und Nr. 8 nun also die «Neunte». Offenbar haben sich das Tonhalle-Orchester Zürich und Paavo Järvi für das Bruckner-Jahr auf die hohen Nummern und damit die späten Werke konzentriert. Sie stehen damit etwas abseits von den großen, enzyklopädischen Editionen und reihen sich eher in die Reihe jener Einspielungen ein, die nur einzelne Werke in den Fokus rücken. Der Vorteil, sich ganz auf etablierte Fassungen zu stützen und zudem nur die letzte Trias zu berücksichtigen, mag auch ökonomischer Natur sein (ich glaube kaum, dass es nach 2024

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #134 – Nr. 9
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Dvořák / Nathalie Stutzmann

Dvořák / Nathalie Stutzmann

Die Sinfonie hört man (fast) zu oft, die Suite hingegen viel zu selten – oder nie. Tatsächlich beschränken sich die «amerikanischen» Jahre von Antonín Dvořák in ihrem kompositorischen Ertrag keineswegs nur auf die eine Sinfonie oder das eine Streichquartett. Und man darf sich auch sonst fragen, was alles Dvořák in dem weitläufigen Land alles nicht gesehen hat. Freilich spielte im ausgehenden 19. Jahrhundert die Musik vor allem an der Ostküste. Dort setzte man große Hoffnungen in den berühmten Böhmen, dass er eine genuin «amerikanische» Musik erschaffen könnte. Heute mag dieser

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #134 – Nr. 9
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Peter Heise / The Song Edition

Peter Heise / The Song Edition

Nimmt man mit Blick auf das «Lied im 19. Jahrhundert» diverse Konzertprogramme in die Hand, fallen einem sofort die Namen von Schubert, Schumann und Wolf ins Auge. Hingegen sind derzeit im deutschsprachigen Raum viel zu selten Lieder von Felix Mendelssohn Bartholdy, Carl Loewe, Robert Franz oder Johannes Brahms zu hören. Und das Kunstlied aus anderen europäischen Ländern? Während man gelegentlich auf französische Kompositionen stößt, wird es mit Blick gen Osten oder nach Skandinavien noch einmal deutlich dünner. Die Gründe dafür sind freilich leicht auszumachen: Trotz einer sehr ähnlichen kompositorischen Ästhetik

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #133 – Boxenstopp
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Klavierwerke / Victor Nicoara

Klavierwerke / Victor Nicoara

In Sachen «Busoni» ist Victor Nicoara kein Unbekannter. Bereits vor 2021 erschien ein vorzügliches Album des aus Rumänien stammenden Pianisten mit Busonis insgesamt sechs Sonatinen (der Name täuscht über den wahren Anspruch auf allen Ebenen hinweg). Diesmal träumt sich Nicoara musikalisch ins Land der Polyphonie – mit der epischen Fantasia contrappuntistica BV 256 (1910–1922), aber auch mit so interessanten Nummern wie den Sieben kurzen Stücken zur Pflege des polyphonen Spiels (1923) BV 296, in denen Busoni einige Linien der Vergangenheit aufgreift, neu und anspruchsvoll interpretiert oder eben auch neu komponiert.

Teil 4 von 4 in Michael Kubes HörBar #132 – Busoni 100
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Klavierwerke / Peter Donohoe

Klavierwerke / Peter Donohoe

«Busonis Beitrag zur Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts ist unschätzbar.» Der Satz findet sich nicht etwa in einer der großen Enzyklopädien, sondern im Booklet dieses Albums am Ende von Peter Donohoes Anmerkungen des Inter-preten. Und ja: Je länger man sich mit dem Komponisten und seinen Werken beschäftigt, desto mehr kann man diesen emphatischen Satz bestätigen. Dass es allerdings um Busoni auch im 100. Todesjahr ruhig geblieben ist, mag vielleicht damit zusammenhängen, dass er sich nicht einfach schubladisieren lässt: Schon die Kombination von Komponist und Bearbeiter, vom virtuosen Pianisten und hellsichtigen Musikphilosophen

Teil 3 von 4 in Michael Kubes HörBar #132 – Busoni 100
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Violinkonzert / Francesca Dego

Violinkonzert / Francesca Dego

Brahms und Busoni? Ja, bei den beiden Violinkonzerten ist diese Koppelung nicht nur aufschlussreich, sondern auch historisch naheliegend. Als sich Busoni in vergleichsweise jungen Jahren an die Konzeption und Ausarbeitung von Solo und Partitur machte, stand er selbst noch ein wenig im Banne des Meisters. Das Werk entstand 1896/97 gewissermaßen im Umfeld von Brahms’ Tod und ist ohne dessen Violinkonzert op. 77 nicht zu denken. Also: Wer seinen Brahms im Ohr hat, wird an diesem Busoni seine Freude haben – so nah und doch so eigenständig fern ist die schöpferische

Teil 2 von 4 in Michael Kubes HörBar #132 – Busoni 100
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Klavierwerke / Wolf Harden

Klavierwerke / Wolf Harden

Abgesehen von einigen Highlights auf dem Konzertpodium und einer sehr überschaubaren Zahl von Neueinspielungen ist das aktuelle Busoni-Gedenkjahr bisher kaum in Erscheinung getreten. Die Gründe dafür mögen vielfältig sein, doch ist zu vermuten, dass sich auch zu einem 100. Todestag an der dramaturgischen Bequemlichkeit kaum etwas verändern wird – zumal sich aktuell mit Bruckner und Fauré Alternativen im Repertoire anbieten. Dabei gehört Ferruccio Busoni (1866–1924) zu jenen großen, großartigen und die Musikgeschichte prägenden Komponisten, die (wie übrigens auch Franz Liszt) immer wieder unterschätzt oder an den Rand gedrängt werden: Sein

Teil 1 von 4 in Michael Kubes HörBar #132 – Busoni 100
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Bruch, Price / Randall Goosby

Bruch, Price / Randall Goosby

Das kleine Parallelogramm auf dem Cover zwischen Bogen und Taktstock täuscht über die Introduktion in Bruchs Violinkonzert hinweg. Denn während der unermüdliche Yannick Nezet-Seguin mit dem Philadelphia Orchestra ein vorwärtsdrängendes Tempo anschlägt, ist es ausgerechnet der junge Randall Goosby, der mit seiner Kadenz sogleich verzögert …

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #131 – Violinkonzerte
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Schumann, Bruch / Niek Baar

Schumann, Bruch / Niek Baar

Es dürfte spannend werden, wenn man den jungen niederländischen Violinvirtuosen Niek Baar beim Wort nehmen wollte. Denn seine Aufforderung, nach «unbekanntem Repertoire» Ausschau zu halten, liest sich wie eine Selbstverpflichtung. Doch welches Repertoire ist «unbekannt»? Für manche Musikliebhaber ist es bereits das Violinkonzert von Robert Schumann, für andere das Violinkonzert (1869) von Albert Dietrich, für dritte wieder ganz andere Kompositionen. So ehrlich, freimütig und erfrischend die Formulierung im Moment klingen mag, so wird sie doch erst im Zusammenspiel mit dem Vertragslabel auf die ein oder andere Weise wirklich Realität. Jedenfalls

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #131 – Violinkonzerte
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Sibelius & Prokofjew / Janine Jansen

Sibelius & Prokofjew / Janine Jansen

Reichlich Weichzeichner vernebelt das Cover, so dass die Konturen verschwimmen und nivelliert werden. Das Label war bei dieser Gestaltung sichtlich nicht gut beraten, denn die hier eingespielten Konzerte verlangen markante Künstlerpersönlichkeiten. Beide Werke, das von Sibelius (in der üblichen Fassung) und das erste Konzert von Prokofjew, gehören zu den Standards des Repertoires, erklingen allzu oft im Saal und wurden vielfach aufgenommen. Warum also diese Einspielung? Weil die Decca ihre Künstlerin über bemerkenswert viele Jahre sehr systematisch aufgebaut hat – ein Blick in die Diskographie der letzten 20 (!) Jahre lohnt,

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #131 – Violinkonzerte
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Orchesterwerke / Henry Raudales

Orchesterwerke / Henry Raudales

Wunderbar «nordisch» klingt die Sinfonie Nr. 2 c-Moll op. 134 (1875) von Carl Reinecke, der einst im schleswig-holsteinischen Altona geboren wurde. Die Partitur steht (leicht verspätet) in bester Leipziger Tradition – man denke vor allem an Niels W. Gade und dessen Sinfonie c-Moll op. 5. Mit dem Beinamen «Håkan Jarl» gibt ausgerechnet der konservative Reinecke einen Hinweis auf einen literarischen Vorwurf, der hier allerdings kaum mehr als Tonfall und Grundcharakter beschreibt; eine weitergehende programmatische Deutung war Reinecke fremd. Beides sollte sich für den Erfolg des ambitionierten, atmosphärisch dichten Werkes als

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #130 – Reinecke 200
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Undine / Alexis Kossenko

Undine / Alexis Kossenko

Die «Undine»-Sonate ist aus dem romantischen Flötenrepertoire nicht wegzudenken. Vielfach eingespielt, bleibt mir doch nur diese eine Produktion mit Alexis Kossenko im Ohr – seit einigen Jahren auch bei mir. Zwei Gründe sind dafür zu nennen: das verwendete historische Instrumentarium und die damit verbundene Interpretation, die das Werk in geradezu idealer Weise verwirklicht. So spielt Alexis Kossenko eine hölzerne, sehr warm klingende Meyer-Flöte (Hannover, 1855), Vassilis Varvaresos einen dazu perfekt passenden, ausgewogenen Steinway-Flügel (New York, 1855). Mit ihnen lässt sich das geisterhafte Wehen der Sonate auf verblüffende Weise als große,

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #130 – Reinecke 200
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