Als Lehrer und späterer Direktor der Academy of Music genoss Potter in London hohes Ansehen, als Komponist erlebte er allerdings keinen internationalen Durchbruch, obwohl einige seiner Werke auch in Leipzig erschienen. Zwar äußerte sich Beethoven nach einem Zusammentreffen in Wien (1818) gegenüber Ries anerkennend («ein guter Mensch […] u. hat Talent zur Komposition»), doch können die hier eingespielten Sinfonien von 1821 und 1847 kompositorisch wie interpretatorisch nicht überzeugen. Der Tonsatz erscheint zu vorhersehbar, die Instrumentation mutet mitunter pauschal an. Vielleicht würde das Urteil etwas wohlwollender ausfallen, wenn die Umsetzung nicht so uninspiriert wäre (wie etwa bei dem mehrfach im Nichts anhaltenden Scherzo aus der Sinfonie Nr. 6) oder wenn im interessanten Concertino die Solisten nicht unangemessen im Vordergrund stünden und das Klangbild zum Kippen brächten. Dass bei dieser Produktion (zumal in Kooperation mit der BBC) musikalisch wie akustisch so vieles nicht stimmt (auch lassen sich hier und da die Schnitte deutlich hören), irritiert.
Cipriani Potter. Sinfonie Nr. 3 c-Moll (1847); Concertante für Klavier, Violine, Violoncello, Kontrabass und Orchester; Sinfonie Nr. 2 B-Dur (1821); Ouvertüre zu «The Tempest» (1837)
Mishka Rushdie Momen (Klavier), Jonian-Ilias Kadesha (Violine), Tim Posner (Violoncello), Philip Nelson (Kontrabass), BBC National Orchestra of Wales, Howard Griffiths
cpo 555 500-2 (2022/23)