Umso gewichtiger ist die Aufgabe für die Solostimmen – damals wie heute. Scheidt vertont zwar vielfach bekannte Bibelworte (vor allem aus den Psalmen), gestaltet die einzelnen Stücke aber höchst unterschiedlich und dicht am Text mit deutlich hörbaren italienischen Einflüssen. Und so kommt es nicht nur auf die «richtigen Töne» an, sondern besonders auf die Artikulation jeder einzelnen Silbe und eine umfassende Vorbereitung. Alles Punkte, die diese auf den ersten Blick unspektakuläre Einspielung so spektakulär machen. Denn Marie Luise Werneburg und Daniel Johannsen ergänzen sich stimmlich hervorragend und werden von einer wunderbar disponierten und agierenden Continuo-Gruppe unterfangen – mit Bettina Messerschmidt (Violoncello), Adrea Cordula Baur (Chitarrone) und Michael Wersin an der gedämpften Truhenorgel (aufschlussreich das Foto auf S. 22 im Booklet). Empfehlung!
Samuel Scheidt. Liebliche Krafft-Blümlein (1635); Johann Hieronymus Kapsberger. Toccata ottava aus: Libro Quadro d’intavolature di Chitarone (1640); Toccata seconda arpeggiata aus: Libro primo d’intavolature di Chitarone (1604); Dieterich Buxtehude. Sonate D-Dur BuxWV 268
Marie Luise Werneburg (Sopran), Daniel Johannsen (Tenor), Collegium Instrumentale der Kathedrale St. Gallen, Michael Wersin
cpo 555 513-2 (2021)
- Carl Frühling
- Samuel Scheidt / Liebliches Krafft-Blümlein