Zu Entdecken ist auch in den Konzerten eine ganz eigene Tonsprache, die aus der Tradition herausgewachsen ist, kaum von Ismen (auch die der Avantgarde) beeinflusst wurde und dennoch im besten Sinne des Wortes zeitgenössisch an-mutet. So hat wohl der französische Einfluss deutliche Spuren hinterlassen – vor allem aber verstehen sich die beiden Konzerte (eines für Violine, 1974, und eines für fünf Percussionisten, 1983) nicht als Selbstzweck für Virtuosen. Vielmehr ist der Solopart jeweils in eine weiträumige Dramaturgie eingebettet, die jeweils fünf Sätze umfasst, mehr aber noch (das machen zahlreiche Anspielungen deutlich) das Repertoire genau kennt. Vor allem im Schlagwerk-Konzert lebt von der Einbettung des Solos in den vom Orchester bestimmten Verlauf, aus dem sich hier und da wunderbare Klangkonstellationen ergeben, die mehr erzählen als bloß darbieten. Es ist ein Album, das nicht allein dokumentiert, sondern auch eine Brücke schlägt zwischen dem Alten Europa und dem nördlichen Ende der Neuen Welt.
Tālivaldis Ķeniņš. Konzert für Violine und Orchester (1974); Konzert für fünf Percussionisten und Orchester (1983); Beatae voces tenebrae (1977)
Eva Bindere (Violine), Mikus Bāliņš, Elvijs Endelis, Elina Endzele, Guntars Freibergs, Ernests Mediņš (Schlagwerk), Latvian Symphony Orchestra, Andris Poga
LMIC / Skani 088 (2020)
- Enjott Schneider / wood & metal
- Tālivaldis Ķeniņš / Concerto
- Poppe & Heiniger / Tonband
- Vanessa Porter / folie à deux