Peter Donohoe gehört jedenfalls nicht zu jenen Pianisten, die leichtfertig die Tasten bewegen. Man merkt seiner Interpretation in jedem Takt an, dass er sich über einen langen Zeitraum mit dem Komponisten und dessen Schaffen intensiv auseinandergesetzt hat. Kaum anders ließen sich die hier versammelten, höchst unterschiedlichen Werke so souverän (technisch), stringent (gestalterisch) und einheitlich (interpretatorisch) realisieren. Wer Busoni lediglich als Bach-Bearbeiter kennt, wird von dem trefflich umgesetzten Arrangement fasziniert sein (Busoni adaptiert wirklich für das Klavier); wer Busoni als Komponist entdecken will, wird in den hier eingespielten, vorzugsweisen ernsten Werken fündig: Die Toccata (1921) setzte auch Busoni selbst vielfach als eines seiner gewichtigsten Werke aufs Programm, die Sonatina fasst in nur acht Minuten eine ganze Welt zusammen, und mit den Elegien (der Titel täuscht) werden unterschiedliche Ausdruckssphären ausgelotet. Man hat bei Peter Donohoe nie das Gefühl, er würde technisch an die Grenzen oder darüber hinaus gehen. Ihm bleibt so jede Freiheit in der Auslegung der allzu vielen, genau ausreichenden Noten – und das macht diese (akustisch leider etwas trocken geratene) Produktion zu einem Schatz.
Ferruccio Busoni. Toccata BV 287 (1921); Elegien BV 249 (1907) & BV 252 (1909); Sonatina Nr. 6 «super Carmen» BV 284 (1920); Johann Sebastian Bach. Toccata, Adagio und Fuge C-Dur BWV 564 (Arr. Ferruccio Busoni)
Peter Donohoe (Klavier)
Chandos CHAN 20237 (2021)
- Klavierwerke / Wolf Harden
- Violinkonzert / Francesca Dego
- Klavierwerke / Peter Donohoe
- Klavierwerke / Victor Nicoara