Arthur Rubinstein, der, wie es heißt, in jungen Jahren von Gaveau unter Vertrag genommen worden war (die Wahrheit ist: auch der Pianist unterschrieb die Vereinbarung), beklagte sich über eine angeblich «steife und unsensible» Klaviatur und eine «Kälte des Tons». Nun dürfte Rubinstein kaum das hier verwendete Exemplar bespielt haben, noch hatte ich selbst jemals einen Gaveau unter den Fingern. Dennoch lässt sich seine Charakterisierung bis zu einem gewissen Grad an dieser Einspielung nachvollziehen – es ist ja nicht nur eine Frage des Instruments, sondern auch des Interpreten. Zwar klingt der «87517er» tatsächlich nicht so warm wie ein Bösendorfer, doch er zeichnet in jeder Lage sehr klar. So eröffnet Aline Piboule einen neuen Blick auf ausgewählte Barcarollen, Nocturnes und (komponierte) Improvisationen. Man kann auf diese Weise die Klaviermusik von Fauré wirklich anders und in einem neuen Licht hören – ob sie dabei auch emotional anspricht, sei dahingestellt. Aline Piboule jedenfalls hat sich sowohl mit den Werken wie auch mit dem Flügel technisch bestens auseinandersetzt und zeigt Wege auf.
Gabriel Fauré. Barcarolles Nr. 3 op. 42, Nr. 4 op. 44, Nr. 5 op. 66, Nr. 9 op. 101, Nr. 10 op. 104/2, Nr. 12 op. 106, Nr. 13 op. 116; Nocturnes Nr. 5 op. 37, Nr. 11 op. 104/1, Nr. 12 op. 107, Nr. 13 op. 119; Improvisation op. 84/5
Aline Piboule (Klavier)
harmonia mundi HMM 902510 (2023)