… denn er beherrschte offenkundig auch die kleinen Formen und konnte kondensieren, was in den großen sinfonischen Partituren mit ihrer komplexen Faktur in der Breite ausgearbeitet wurde; wer je eine der Sinfonien live gehört hat, weiß von den Forderungen und Ausdruckstiefen. Kombiniert wird die Auswahl(!) der teilweise sehr persönlich inspirierten Kompositionen (die Widmung von op. 8 lautet: «Frau Elisabeth Tiessen zur Erinnerung an die lustigen Morgenstern-Abende») mit zwei Liedern von Irene Erdmann (1896–1978) und dem 1922 gedruckten op. 15 von Philipp Jarnach (1892–1982) – übrigens ein Werk, das als Folge der ersten Donaueschinger Kammermusiktage entstand. – Angesichts der gestalterischen Anforderungen (und Möglichkeiten) vor allem der Erdmann-Gesänge hinterlässt die Einspielung mit Mikhail Timoshenko (Bariton) und Elitsa Desseva (Klavier) einen zwiespältigen Eindruck, denn je mehr man eine Vorstellung von den Werken bekommt, desto spürbarer bleiben weiterführende Dimensionen des Ausdrucks unerschlossen. Man muss sich mit einer gewissen Statik und klangfarblichen Begrenzungen arrangieren. Und dennoch: Ein Anfang ist gemacht.
Eduard Erdmann. Sommer op. 7/3; Nachtwanderung op. 2/3; Der Vogel op. 7/4; Kornblumen wind ich dir zum Kranz op. 2/4; Septembermorgen op. 2/1; Himmel und Erde op. 8 (1915); Der Engel op. 11/1; Tehuras Lied op. 3/4; Lied op. 3/6; Es gilt fast mehr op. 11/2; In himmlischer Ferne op. 3/1; Die Insel der Glücklichen op. 3/5; Seidenschuh auf goldnem Spann op. 2/2; Venedig op. 3/3; Vorfrühling op. 3/2; Irene Erdmann. Herbstlied für Kinder; Dezemberfrühe; Philipp Jarnach. Fünf Gesänge op. 15
Mikhail Timoshenko (Bariton), Elitsa Desseva (Klavier)
hänssler classic HC 24009 (2023)