Diese Verbindung nach Paris motiviert bei Mompou nicht nur die Auswahl der vertonten Dichtungen (u. a. von Paul Valéry), sondern auch seine Eigenart, bei zahlreichen Kompositionen die Singstimme sowohl mit spanischem als auch französischem Text zu unterlegen – was sicherlich auch von Seiten der Verleger mit Blick auf eine größere Verbreitung befördert wurde. Julia Sophie Wagner versteht es, die kleingliedrigen Linien mit großer Gestaltungskraft bis ins Detail zu individualisieren. Ohnehin kann ihr im Timbre dunkel verschatteter Sopran als ideal für diese Mélodies et Chansons gelten. Dass Mompou vom Klavier her kommt, ist dem vielfach anspruchsvollen Part deutlich anzumerken, den aber Steffen Schleiermacher so durchdacht wie souverän gestaltet. Man kann sich kaum vorstellen, dass die letzten der Lieder erst vor 50 Jahren entstanden, doch bei Mompou muss man auch angesichts seiner raren auktorialen Äußerungen anders denken: «Ich habe immer dagegen protestiert, wenn man mich einen Komponisten genannt hat – ich bin kein Komponist und möchte nicht als ein solcher gelten. Ich glaube ganz einfach, dass ich eine Musik [!] bin, ohne sicher zu sein, ob sie von mir gemacht wurde; ich habe stets das Gefühl, dass sie von außen in mich hineingelangt.»
Federico Mompou. Cinq Mélodies (1973); Huit Comptines (1926/48); Combat du rêve (1943/51); Psalm 130 (1936); Ave Maria (1957); Quatre Mélodies (1925); Chanson de la foire (1948/49)
Julia Sophie Wagner (Sopran), Steffen Schleiermacher (Klavier)
MDG 613 2219-2 (2020)