Das macht ganz viel Laune und Spaß beim Hören. Schon mit dem ersten Track «Punchline» kocht die klingende Materie hoch. Wirkt anfangs die Themenbildung arg konstruiert mit ihren Sprüngen, verwinden sich im Laufe des Stück die Linien der beteiligten Musiker zu einem echt geilen Ding. Das klingt im besten Sinn wie Spätposthardbop – und ist mit großer Liebe zur Linie musiziert und in Szene gesetzt.
Nicht weniger berührend ist auch Track 2 «Nostalgia», wo es die Musiker verstehen, ein musikalisches Bild entstehen zu lassen, etwas vergilbt, aber eben doch mit intensiver Wärme in seiner lyrischen Ver-Dichtung – mitnehmend. Kitsch ohne Kitsch! Man stelle sich vor, wie Piet Mondrian eine Eisscholle an der Ostseeküste treibend gemalt haben würde. Für mich das Meisterstück dieser CD, die beim Label Neuklang bereits Ende 2021 veröffentlicht wurde.
Die kompositorischen Ideen von Magnus Mehl erfinden das Rad nicht neu, weshalb das Ensemble recht entspannt auf das sich konzentrieren kann, was an Improvisation und Tongebung zu realisieren ist. Sie holen alles aus dem Stoff heraus, den Mehl vorentwickelt hat. Dabei streift er geschickt selbstlaufende Grooves («Dragonfly») wie auch Rauchig-Dunkles («Nostalgia» oder «Mind Travels») oder Irreales («Multilayer Fantasy»).
Bei aller vorhandenen Virtuosität formen die Musiker die Klänge ihrer Instrumente mit aller nötigen Intensität. Es ist einfach eine echte Freude.
Magnus Mehl – Upside Down And In Between [2021]
- Magnus Mehl – sax
- Christian Mehler – trp
- Philip Zoubek – p
- Martin Schulte – git
- Dietmar Fuhr – bass
- Ferenc Mehl – dr
Neuklang (VÖ 29.10.2021)