Grenzbereiche in vielerlei Hinsicht betritt das dritte Album der in Berlin lebenden Neuseeländerin Teresa Bergman. Gelabelt wird es mitunter im Genre des Folkpop. Thematisch gehen die Lyrics um das, was der Titel der Platte anzeigt. Das Menschsein mit Mitte, Anfang 30. Vielleicht auch das Frausein. Vielleicht auch das Sein schlechthin. Es widerspiegelt zudem die letzten Jahre angesichts gesellschaftlicher und klimatischer Umbrüche. Eine persönliche und eine aufs unversalistische Chaos zielende Platte.
Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist die der musikalischen Gestaltung. Und die macht mit dem ersten Sologesangston klar, dass tiefgegraben wird. In der Tat ist gleich das erste Stück «Swallow» mit den Tempowechseln und den Wechseln an Genrefarben wirklich meisterlich komponiert. Witzigkeit in der Gestaltung ihres Gesangs gibt es natürlich an vielen Stellen auf dieser durch und durch komplex gebauten Platte, aber besonders bei «So many Men». Vielleicht klingt es merkwürdig, aber in der Faktur auch dieses Tracks offenbart sich eine Art Gestus der Kolossalität, die ganz große Konzeption, die im kammermusikalischen Geiste ausgetragen wird.
Das geht natürlich nur, wenn man dabei locker bleibt und gesanglich flexibel. Da darf es dann schon mal auch süffig kitschfrei zugehen und überdreht. Eine sympathische, unvergrübelte Platte, die einen immer wieder auch da überrascht, wo man denkt, dass einen nix mehr überraschen kann. Der Genreclash lebt – Ü30 sogar besonders intelligent.
Teresa Bergman – 33, Single & Broke (2022)
Jazzhaus Records, 21-10-2022