Großartiges Trio! Nicht immer mit der gleichen Intensität. Von mir aus reicht allein der Track «Slipping Pace Returning Time» für die unbedingte Empfehlung dieser Aufnahme. Ein musikalisches Farbenspektakel in Harmonik und in Aufbau mit parallel laufenden Basslinien im Piano von Olga Reznichenko und dem Bass Lorenz Heigenhubers, umschmeichelnd begleitet von Maximilian Stadtfeld am Schlagzeug. Das ist subtilst angelegt – auf die die Harmonik des Impressionismus eines Claude Debussy verweisend – wie überhaupt mancher andere Track seine harmonischen Tiefenschichten aus der Zeit der Wende zum 20. Jahrhundert. Da sitzt alles musikalisch auf dem Platz. Kein Ton zu viel, keiner zu wenig – schärfstens balanciert all das.
Mehr Töne in rasanter melodischer Girlandentechnik gibt es im nachschlagenden «Final Mirrors Facing Flames» – aber eben doch so, dass die Virtuosität nicht Selbstzweck ist, sondern auch hier feine Stufen in den rhetorischen Aufbau gelegt sind.
Das klappt meines Erachtens nicht überall auf der Platte gleichmäßig gut. Manchmal wirken die Strukturen wie beim letzten Stück «Al After Nothing Left» selbsterschlagend; was meint, dass die Grundidee, die quasi wie bei Beethoven Eroica mit drei Trio-Schlägen das Stück eröffnet und wie Mussorgskys «Großes Tor von Kiev» in emotionale Vorlage geht auf einem zu umwegreichen Weg in die katastrophische Apokalypse hineinreitet, die zugleich läppisch wirkt, was schade ist, denn die Energie des lyrischen Mittelteil verliert sich dadurch. Die akkordischen Schritte (der Waschzettel nennt die Harmonik «mysterious») nachfolgend sind nicht in dem Maße geeignet, dem Schlagzeuger den Rahmen für sein Drüberspielen anzubieten. Dass es tatsächlich funktionieren würde, zeigte bereits der Track «Ground Most Must Take».
Die Platte erschien bereits am 20. Mai 2022 bei «Traumton».
Olga Reznichenko Trio – Somnambule [2022]
- Olga Reznichenko: piano, compositions
- Lorenz Heigenhuber: doublebass
- Maximilian Stadtfeld: drums
Traumton Records 4860