Was für ein Name für eine Big Band: Silent Explosion Orchestra. Dabei handelt es sich um ein deutsches Gewächshausorchestra, das „einige der talentiertesten jungen Jazzmusiker von Saarbrücken über Mannheim und Mainz bis nach Köln“ vereine, wie man auf der Website der Kapelle lesen kann. Still explodiert hier aber eher nichts. Überhaupt explodiert selten etwas. Man kann ohne mit den Haaren in den Ohren earzubangen sagen: Solide Arrangements, solides Spiel mit den zwingend nie ausbleibenden Brass-Parallel-Phrasen; meistens jedenfalls. Das Ensemble hat sich nicht weniger attraktiv an New York City Portraits probiert.
Geht das? Wer beim Central Park-Portrait eine Bezug Ives erwartet, muss mit enttäuschten Ohren nach Hause gehen. Dafür hat der Lincoln Square mit teils ulkigen Anverwandlungen an Franz Schuberts Unfinishter Sinfonie (immerhin geschickt verdreht) zu tun. Und mit etwas Geopere in Bernstein-Tropfen. Klar, ist ja auch der Musentempel-Tempel. Die Big Band ist ergänzt um eine Streichergruppe, was nicht schadet. Aber irgendwie funkt es nicht so recht.
Die Mühe, ein bisschen den Geruch der City einzufangen spürt man deutlich, aber die Klangmasse bleibt dann doch meistens etwas zu klebrig da, wo man es fickerig wünschte. Also knapp am Kitsch vorbei und darin aufgehend. Sülz-City, statt eine Stadt, die nie zur Ruhe kommt, in der die Sonne immer scheint auch in der schwarzen Nacht hinter stinkenden Schlachthöfen, die zu Clubs umgewidmet wurden.
Kevin Naßhan & Silent Explosion Orchestra: Portraits of New York City
Kevin Naßhan & Silent Explosion Orchestra.Unit Records (UTR 5010)