Am Anfang tut man sich etwas schwer mit dieser Platte. Sie ging beim ersten Vorhören erst einmal an ihren Platz in Wartestellung. Vielleicht … Vielleicht geht es einem im zweiten Durchgang ja besser. Und, oh Wunder, ja. Was für eine klassisch freie Musik mit Duftnoten aus Rauch und Zimt (Track: Tom Has a Big Brain“). Kräftige Würzung mit feinen Noten. Brodelnde Mengen von Klang und Rhythmus mit subtilster, akrobatisch gefädelter Statik, stabil.
Eine fortwährende Gefahr solcher „kluger“ Musik: sie verkapselt sich manchmal zu sehr in sich selbst, so dass sie sich im Wege steht. Da wird aus hörendem Mitvollzug eher ein Notieren von Phrasen und ihr gegenseitiges Verknüpfen. Intervalle bekommen plötzlich eine ihnen nicht zustehende Bedeutung, dass dahinter die Rhythmus-Fraktion verschwindet, gerade so wie in einem Suppentopf, der sich in zwei Hälften ausdividiert, links die gelben Gemüse, rechts die dunklen (Track: „Derangend Particles“). Da hätte man mal mutig gerne etwas die Suppe durchgerührt gewünscht; den Senf geben die Hörer:innen sich selbst dazu. Bei Track „Sketch #5“ klappt es schließlich auch. Trotzdem musikalisches Hochgeschwindigkeit bei angezogener Handbremse immer wieder. Dabei wäre es wohl nur ein kleiner Schritt noch, bis das Quintett komplett im besten Sinne freidrehen würde – was dann fast immer wieder doch phasenweise extrem gut passiert. Gerade beim titelgebenden Track, das die Brücke immer wieder zurückzuschlagen versteht in den Flow von Ekstase und (un-)gebügelter Wildheit. Krass!
Felix Henkelhausen Quintet: Misantropic Tendencies (2021)
- Felix Henkelshausen (b)
- Wanja Slavin (as, cl)
- Uli Kempendorff (ts, cl)
- Elias Stemeseder (p, synths)
- Leif Berger (dr)
Blackbird Music
- Felix Henkelhausen Quintet: Misanthropic Tendencies (CD) bei Blackbird Music