Rechtzeitig zum Jubeljahr ist sie erschienen und hat zugleich auch den Zyklus vervollständigt – diese für mich erstaunliche Aufnahme der ansonsten (zu) viel eingespielten Neunten. Nicht die Frage der Instrumente, der Besetzungsgröße, gar einer übersteigerten Intensität oder philosophischen Überhöhung steht hier im Zentrum. Vielmehr klingt die Partitur unter Philippe Jordan an vielen ihrer Enden auf überraschende Weise „klassisch“ – und wo die Grenzen Beethovens überschritten wurden, da geht nach meinem Eindruck die klangliche Orientierung eher zur Poetik eines Hector Berlioz über.
So lässt sich erfahren, was außer dem Chor und der beträchtlichen zeitlichen Ausdehnung einst wirklich als neu und neuartig empfunden werden konnte. So entsteht eine im Tempo leicht beschleunigte, kurzweilige Zeitreise, die unglaublich modern anmutet. Die Wiener Symphoniker zeigen sowohl als Ensemble wie auch solistisch bei diesem Live-Mitschnitt aus dem Goldenen Saal eine hervorragende Qualität; Solisten und Chor fügen sich im Finale gut ein. Eine Aufnahme, die beim Hören Aufmerksamkeit einfordert und einen immer wieder neu verblüfft.
Ludwig van Beethoven: Symphonie Nr. 9 d-Moll op. 125
Anja Kampe (Sopran), Daniela Sindram (Mezzo), Burkhard Fritz (Tenor), René Pape (Bass), Wiener Singverein, Wiener Symphoniker, Philippe Jordan
Wiener Symphoniker WS 017 (2017)
- Olivier Messiaen: Le tombeau resplendissant und andere Orchesterwerke (Tonhalle-Orchester, P. Järvi)
- Hanns Eisler: Leipziger Sinfonie, Nuit et brouillard, Trauerstücke aus Filmpartituren
- Charles Ives: Symphonie No. 3 und No. 4, Selected American Hymns
- Ludwig van Beethoven: Symphonie Nr. 9 d-Moll op. 125 ؘ– Wiener Symphoniker, Philippe Jordan
- Robert Schumann: Sinfonie Nr. 2 und Nr. 4 – Antwerp Symphony Orchestra, Philippe Herreweghe
- Robert Schumann: Sinfonie Nr. 2 und Nr. 4 – London Symphony Orchestra, Sir John Eliot Gardiner