28. Oktober 2025 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Arvo Pärt – Credo

Arvo Pärt – Credo

Auch wenn der Titel des Albums zunächst nur auf eine im Jahe 1968 vollendete Partitur abzielt, so ist er doch weit umfassender. Er umfängt das nun schon neun Dekaden umfassende Leben von Arvo Pärt, aber eben auch sein Schaffen. Dem «ich glaube» ist nämlich auch die umfassende «Glaubwürdigkeit» seiner Musik an die Seite zu stellen – von der frühen avantgardistischen Periode über eine Phase mit neoklassizistischen Experimenten bis hin zu all den Werken, mit denen er seit einem halben Jahrhundert ein breites und von ganz verschiedenen Voraussetzungen kommendes Publikum erreicht.

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #167 – Arvo Pärt 90
Weiterlesen
Diego Ortiz – Trattado de Glosas

Diego Ortiz – Trattado de Glosas

Das Cover erinnert wieder einmal daran, dass man in früheren Zeiten zur Seefahrt nicht nur ein ordentliches Schiff und guten Wind, sondern auch eine gehörige Portion Mut benötigte: um generell den Meeren zu trotzen, aber auch, um bei einer steifen Brise in die Wanten zu gehen, um die Takelage zu sichern. So schön gewandet wie auf dem Cover (ein Ausschnitt aus einem Gemälde von Vittore Carpaccio) dürften die jungen Seeleute aber vermutlich nicht gewesen sein. Das Bild verweist zum einen zeitlich auf den jungen Diego Ortiz (1510–1570), zum anderen auf

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #165 – Schiffe
Weiterlesen
Jüri Reinvere – Ship of Fools

Jüri Reinvere – Ship of Fools

Ein gestrandetes Holzschiff, das durch Sturm und Wellen an der Küste wieder freigelegt wurde. Wofür mag das historische Wrack auf dem Cover des Albums aber stehen? Ist es ein Symbol für das literarische Narrenschiff von Sebastian Brant aus dem Jahr 1494, das im 21. Jahrhundert angespült wurde? Dort lautet der zentrale Satz, der auch heute noch von brennender Aktualität ist: «Mundus vult decipi, ergo decipiatur» (Die Welt will getäuscht werden, also lasst sie uns täuschen). Der seit zwei Jahrzehnten in Deutschland lebende estnische Komponist Jüri Reinvere (*1971) hat jedenfalls in

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #165 – Schiffe
Weiterlesen
Double / Michel Portal & Paul Meyer

Double / Michel Portal & Paul Meyer

Die Klarinette mit ihren drei Registern ist schon an sich ein herrliches Instrument. Wer aber schon einmal im Duo gespielt hat, hat sicher eine Ahnung davon, dass das wie ein intimes Gespräch mit vielen Farben und feinsten Nuancen des Ausdrucks sein kann. Und wenn die Stimmen schließlich in Terzen verschmelzen, entwickelt sich ein wunderbarer Wohlklang. So auch auf diesem Album, das unter dem Titel Double Duos wie Doppelkonzerte versammelt. Und um es gleich vorweg zu sagen: Die Auswahl der Werke ist überaus gelungen! Die beiden Sonaten von Telemann und CPE

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #148 – Duo – Duett – Double
Weiterlesen
CPE Bach / Nevermind

CPE Bach / Nevermind

Man muss sich immer wieder einmal die Lebensdaten von Carl Philipp Emanuel Bach (1714–1788) vergegenwärtigen, um sein Wirken und Schaffen einordnen zu können. Seine Kompositionen stehen dabei grundsätzlich der «Wiener Klassik» näher als dem ausgehenden «Barock» – manchmal ist es der «Sturm und Drang», der fast revolutionär Einzug hält, oft genug aber ist es die «Empfindsamkeit», die in der Musik zum Ausdruck kommt. Und CPE Bach spricht dabei eine unverwechselbare Sprache – und das entgegen seiner Hamburger Tätigkeit als Städtischer Musikdirektor und Kantor vor allem in der Instrumentalmusik, und das

Teil 6 von 5 in Michael Kubes HörBar #147 – CPE Bach
Weiterlesen
Estonian Premieres / Paavo Järvi

Estonian Premieres / Paavo Järvi

So kahl die baltischen Birken auf dem Cover wirken, so dunkel sind die hier eingespielten Kompositionen, die überwiegend zwischen 2011 und 2021 entstanden. Relativ zeitnah wurden sie vom Estonian Festival Orchestra aufgeführt, doch erst mit dieser knapp einstündigen Kompilation erleben sie ihre CD-Premiere. Kaum einer der Komponisten dürfte auf dem so kulturreichen europäischen Kontinent bekannt sein – und doch sind es Namen, die in Estland hoch gehandelt werden. Ein Widerspruch? Keineswegs. Es ist eher die Frage, wie viel von dem so reichen «Konzert der Nationen» in seiner ganzen Breite wahrgenommen

Teil 2 von 4 in Michael Kubes HörBar #145 – Bäume im Winter
Weiterlesen
Paavo Järvi / Pelleas und Melisande

Paavo Järvi / Pelleas und Melisande

Passend zum Schönberg-Jubiläumsjahr wurde diese Aufnahme gleichsam aus dem Archiv oder der Schublade gezogen. Wer das Kleingedruckte im Booklet liest, findet als Datum dieser Aufnahme die Jahre 2012 und 2014. Dass diese Einspielung mehr als ein Jahrzehnt auf dem Buckel hat, hört man ihr allerdings nicht an. Der naheliegende Vergleich mit einem guten Wein, der im Barrique gereift ist, passt natürlich nicht ganz (so schön er auch wäre): Während sich der Wein in einem guten Fass durch chemische Prozesse von selbst entwickelt, bleibt eine digitale Aufnahme ewig gleich, solange sie

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #139 – Schönberg 150
Weiterlesen
Fauré / «intégrale»

Fauré / «intégrale»

Wo viel aufgenommen wird, entsteht ein Archiv. Und aus diesen mehr oder weniger systematisch «gehorteten» Schätzen lassen sich dann zu einem Geburts- oder Gedenkjahr feine Boxen generieren. Früher waren es die Major-Labels, die damit ihre Kundschaft (vor allem die nachwachsenden Generationen) noch einmal verführerisch günstig locken konnten. Später kamen auch andere Label auf diese Idee (merkwürdigerweise solche, die schon nicht mehr «independent» sind); jetzt ist es Alpha, das zu Gabriel Faurés 100. Todestag mit Kammermusik (und etwas mehr) einen Akzent gesetzt hat. Doch der verlockende Titel «Intégrale de la musique

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #135 – Fauré 100
Weiterlesen
Mahler / Philipp von Steinaecker

Mahler / Philipp von Steinaecker

«Dass alles durchaus so zu Gehör kommt, wie es in meinem inneren Ohr ertönt, ist die Forderung, zu der ich alle zu Gebote stehenden Mittel bis aufs letzte auszunützen suche. Nur am richtigen Platze und in seiner völligen Eigenart darf jedes Instrument verwendet werden.» – Die Älteren der geneigten Leserschaft werden sich noch an die 1970er und vor allem die 1980er Jahre erinnern, als sich die historisch informierte Aufführungspraxis nach ersten Versuchen Bahn brach, ein ganzes Repertoire eroberte und schließlich wiederbelebte. Stand zunächst die Musik bis etwa zur Mitte des

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #134 – Nr. 9
Weiterlesen
Bruckner / Tonhalle-Orchester Zürich

Bruckner / Tonhalle-Orchester Zürich

Nach der Nr. 7 und Nr. 8 nun also die «Neunte». Offenbar haben sich das Tonhalle-Orchester Zürich und Paavo Järvi für das Bruckner-Jahr auf die hohen Nummern und damit die späten Werke konzentriert. Sie stehen damit etwas abseits von den großen, enzyklopädischen Editionen und reihen sich eher in die Reihe jener Einspielungen ein, die nur einzelne Werke in den Fokus rücken. Der Vorteil, sich ganz auf etablierte Fassungen zu stützen und zudem nur die letzte Trias zu berücksichtigen, mag auch ökonomischer Natur sein (ich glaube kaum, dass es nach 2024

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #134 – Nr. 9
Weiterlesen
Tüür / Paavo Järvi

Tüür / Paavo Järvi

Es mag angehen, dass noch im 21. Jahrhundert Sinfonien geschrieben werden –und fast möchte ich ein «wieder» hinzufügen. In den hektischen Jahrzehnten der Avantgarde war es kaum möglich, mit einer so bezeichneten Partitur Erfolg zu haben. Die Gattung schien überholt und mit Gustav Mahler (dessen 9. Sinfonie wie ein Schlusspunkt erschien, die 10. ging schon rätselhaft darüber hinaus) an ein gewisses Ende gekommen zu sein. Soweit die zentraleuropäische Perspektive. In Skandinavien wie auch im Baltikum tickten die Uhren etwas anders – zwar unterschiedlich, aber eben doch mit einem tiefen Blick

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #134 – Nr. 9
Weiterlesen
Amazonia / Simone Menezes

Amazonia / Simone Menezes

Der Urwald. Unendliches Grün. So scheint es jedenfalls (noch). Nun ist die Hörbar nicht der Ort, um über tropische Edelhölzer und für Weidevieh sinnlos gerodete Flächen zu sinnieren. Wohl aber über Produktionen und Alben, die sich die Sorge um diese Natur, ihre Vielfalt und die vielfach unberührte Kultur indigener Stämme zunutze machen. Diese Sorge nämlich nährt das Album Amazonia – eine Produktion, die in Zusammenhang steht mit einer tourenden Show, bei der künstlerisch anspruchsvolle Fotographien eine Partitur von Heitor Villa-Lobos (1887–1959) illustrieren, oder die wahrlich sinfonische Partitur die Kraft der

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #125 – Brasilien
Weiterlesen