26. April 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Franz Schmidt / Jonathan Berman

Franz Schmidt / Jonathan Berman

Kommt nun seine Zeit? Jedenfalls ist es auffällig, dass nach nur drei Jahren bereits die nächste Gesamteinspielung aller vier Sinfonien von Franz Schmidt (1874–1939) in einer Box erscheint. Aber ach – der aufmerksamen Leserschaft wird es anhand der Lebensdaten wohl kaum entgangen sein, dass heuer (allerdings erst am 22. Dezember) der 150. Geburtstag des Komponisten ins Haus steht. Ein Glücksfall, lässt sich doch so vom Repertoire her das Jubeljahr des meist als eher unbequem empfundenen Schönberg kompensieren – und dies nicht nur mit dem unvermeidlichen Zwischenspiel aus «Notre Dame» oder

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Weinberg / Gidon Kremer

Weinberg / Gidon Kremer

Schostakowitsch hielt Weinbergs Violinkonzert für ein «überragendes Werk im wahrsten Sinne des Wortes.» In der Tat handelt es sich nicht nur nach Umfang und Aufbau, sondern auch wegen der komponierten Ausdruckscharaktere um eine Partitur, die zeitloses Gewicht hat. Während der Sommerfrische 1959 ist sie auf einer Datscha in Nikolina Gora für den russischen Geiger Leonid Kogan entstanden, der das Werk 1961 unter Gennadi Roschdestwenski zur Uraufführung brachte – mit virtuoser Geste und einer unglaublichen Motorik im ersten Satz (wie man noch heute hören kann). 60 Jahre später mag man angesichts

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Weinberg / Gidon Kremer

Weinberg / Gidon Kremer

Das im editorisch bestens betreuten Booklet abgedruckte Statement von Gidon Kremer macht unmissverständlich klar, dass es sich bei diesem Album um eine sehr persönliche Angelegenheit des Interpreten handelt. Denn Kremer transkribierte die 1968 entstandenen, mit der symbolträchtigen Opuszahl «100» versehenen 24 Präludien für seine Violine. Ursprünglich für Violoncello geschrieben und Mstislaw Rostropowitsch gewidmet (der das Werk allerdings nie aufführte), handelt es sich um ein ausdrucksstarkes Kompendium, das sich nahtlos in die Reihe vergleichbarer Werke der Vergangenheit einreiht. Unbestreitbar berückt die Aufnahme aus dem Jahre 2017, und sie vermittelt auch ein

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Anton Bruckner / Jakub Hrůša

Anton Bruckner / Jakub Hrůša

Wer in einer Bibliothek einmal einen Blick auf die vielen blauen Bände der Gesamtausgabe geworfen hat, der weiß mit Sicherheit, dass es bei Anton Bruckner keineswegs die eine verbindliche Fassung einer Sinfonie gibt und geben wird. Bei der Nro. 3 ist dies wegen der ursprünglich vorgesehenen und dann gestrichenen Wagner-Zitate weithin bekannt. Bei der Nro. 4, die man als die «Romantische» wahrnimmt, wohl eher weniger. Dabei bietet gerade dieses Werk einen tiefen Einblick in die Werkstatt des Komponisten, der in nicht unerheblichem Maße revidierte, verwarf, vollständige Sätze austauschte – und

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