21. Februar 2025 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Rafael Payare / Pelleas und Melisande

Rafael Payare / Pelleas und Melisande

Dieses Album passt in dieses Jubeljahr, in dem kaum ernsthaft gejubelt wurde. Denn sowohl mit der Verklärten Nacht op. 4 (in der späteren Fassung für Streichorchester) als auch mit Pelléas und Mélisande op. 5 – beides sinfonische Dichtungen in hochromantischer Tonsprache – ist man auf der sicheren Seite der Musikgeschichte und des breiten Musikgeschmacks. Aufnahmen wie diese lassen beim Hörer allzu schnell die Frage aufkommen, warum Schönberg nicht in dieser Weise weiterkomponiert hat. Denkt man hingegen etwas freier «nach vorne», erscheint der später eingeschlagene Weg über die tonalen Grenzen hinweg

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #139 – Schönberg 150
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Isabelle Faust / Violinkonzert

Isabelle Faust / Violinkonzert

Als dieses Album im Februar 2020 erschien, war die Welt an vielen Ecken noch eine andere. Wer an die Zeit vor den Corona-Lockdowns zurückdenkt, erinnert sich wahrscheinlich an eine Reihe von eigenen Plänen und Projekten, die nie verwirklicht wurden. Und als diese Krise überwunden war, stand schon die nächste vor der Tür… Umso mehr haben sich die Gespräche und Musik jener Zeit eingebrannt. Hätte ich damals schon diese CD in die Hand bekommen, sicher auch diese Aufnahme des Violinkonzerts von Arnold Schönberg. Eine zwölftönige und doch in der Anlage neoklassizistische

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #139 – Schönberg 150
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Paavo Järvi / Pelleas und Melisande

Paavo Järvi / Pelleas und Melisande

Passend zum Schönberg-Jubiläumsjahr wurde diese Aufnahme gleichsam aus dem Archiv oder der Schublade gezogen. Wer das Kleingedruckte im Booklet liest, findet als Datum dieser Aufnahme die Jahre 2012 und 2014. Dass diese Einspielung mehr als ein Jahrzehnt auf dem Buckel hat, hört man ihr allerdings nicht an. Der naheliegende Vergleich mit einem guten Wein, der im Barrique gereift ist, passt natürlich nicht ganz (so schön er auch wäre): Während sich der Wein in einem guten Fass durch chemische Prozesse von selbst entwickelt, bleibt eine digitale Aufnahme ewig gleich, solange sie

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #139 – Schönberg 150
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Charles Villiers Stanford / Requiem

Charles Villiers Stanford / Requiem

Gleich zu Beginn des Booklet-Essays wird eine wichtige Frage zum Requiem von Charles Villiers Stanford (1852–1924) aus dem Jahr 1896 aufgeworfen: Warum vertonte der in Dublin geborene, protestantisch sozialisierte und später mit zahlreichen Werken der anglikanischer Kirchenmusik eng verbundene Komponist ausgerechnet den Text der römisch-katholischen Totenmesse? Man muss die Komposition nicht unbedingt mit dem Tod Frederic Leightons, eines bedeutenden neoklassizistischen Malers und Bildhauers in Verbindung bringen – vielmehr handelt es sich bei dem Requiem um ein Auftragswerk für den Konzertsaal, in dem sich der Text von seiner ursprünglichen liturgischen Funktion

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #138 – Requiem
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Luigi Cherubini / Requiem c-Moll

Luigi Cherubini / Requiem c-Moll

Ein Requiem von politischen Dimensionen. Auch wenn die Quellenlage zur Entstehung des Werkes nicht ganz eindeutig ist, spricht das Datum der Uraufführung in Paris Bände, denn am 21. Januar 1817 jährte sich zum 25. Mal die Hinrichtung König Ludwigs XVI. mit der Begründung «Verschwörung gegen die öffentliche Freiheit und gesamte Sicherheit des Staates» (ähnlich formulierte «Sicherheitsgesetze» gibt es heute noch und wieder überall auf der Welt). Aus der Aufführung entwickelte sich alsbald eine jährliche Tradition, bis 1834 der damalige Erzbischof wegen der geforderten Frauenstimmen weitere Aufführungen verbot – und Cherubini

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #138 – Requiem
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Fauré / «intégrale»

Fauré / «intégrale»

Wo viel aufgenommen wird, entsteht ein Archiv. Und aus diesen mehr oder weniger systematisch «gehorteten» Schätzen lassen sich dann zu einem Geburts- oder Gedenkjahr feine Boxen generieren. Früher waren es die Major-Labels, die damit ihre Kundschaft (vor allem die nachwachsenden Generationen) noch einmal verführerisch günstig locken konnten. Später kamen auch andere Label auf diese Idee (merkwürdigerweise solche, die schon nicht mehr «independent» sind); jetzt ist es Alpha, das zu Gabriel Faurés 100. Todestag mit Kammermusik (und etwas mehr) einen Akzent gesetzt hat. Doch der verlockende Titel «Intégrale de la musique

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #135 – Fauré 100
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Fauré / Marc Coppey

Fauré / Marc Coppey

«Fauré authentique» steht als Motto auf dem Cover. Doch was kann an einem solchen Album «authentisch» sein – oder besser noch: «echt» oder «verbürgt»? Der Komponist – der nun vor genau einem Jahrhundert verstorben ist? Die Werke selbst – die doch erst durch jede individuelle Interpretation klanglich realisiert werden müssen? Oder doch «nur» das Instrumentarium mit seinem spezifischen Klang? Jedenfalls wurde als Klavierinstrument ein Érard-Flügel von 1929 gewählt, der Faurés Musik anders, neu und verblüffend unverstaubt klingen lässt: nämlich in wunderbarer Clarté und kammermusikalischer Nähe. Denn der Érard besitzt nicht

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #135 – Fauré 100
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Fauré / Renaud Capuçon

Fauré / Renaud Capuçon

Wer in Faurés Œuvre nach größeren Besetzungen sucht, wird kaum fündig. Das ist zu bedauern – doch ist er weder der erste noch der letzte Komponist der europäischen Musikgeschichte, bei dem es zu einer derartigen Leerstelle kam. Auch davon erzählt dieses Album, das mit großen Namen aufwartet, um dem Meister zu huldigen. Doch ein genauerer Blick lohnt: Das Violinkonzert (1878/79), dessen erster Satz hier eingespielt wurde, blieb unvollendet: das Finale kam erst gar nicht zu Papier, der zweite Satz ist verschollen – geblieben ist ein etwas unspezifischer Kopfsatz, der auch

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #135 – Fauré 100
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Fauré / Aline Piboule

Fauré / Aline Piboule

Ein dreifaches Portrait: der Werke von Gabriel Fauré, der eigenständig gestaltenden Pianistin, und eines interessanten Flügels aus dem Jahre 1929. Tatsächlich rückt die«historische» Aufführungspraxis auf entsprechenden Instrumenten immer näher in die Gegenwart. Hier ist es ein Instrument von Gaveau mit der Seriennummer 87517, die darüber hinwegtäuscht, dass von diesem Konzertflügel-Modell zwischen 1909 und 1969 nur 150 Exemplare gebaut wurden. Gaveau? Den Namen kennt man von der Pariser Salle Gaveau, einem noch immer sehr lebendigen Konzertsaal, der Klavierbau der Firma kam schon im 20. Jahrhundert zum Erliegen; heute geht es nur

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #135 – Fauré 100
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Fauré / Cyrille Dubois

Fauré / Cyrille Dubois

Vor 100 Jahren ist Gabriel Fauré verstorben – und bis auf wenige Sätze und Werke (darunter das vielfach aufgeführte Requiem) ist er im deutschsprachigen Raum ein weitgehend unbekannter Komponist geblieben. Doch auch die Centenarfeier ist auf dem Tonträgermarkt recht bescheiden ausgefallen. Große Boxen sucht man vergeblich, dafür aber finden sich wundervolle Kleinode – kompositorisch wie interpretatorisch. An erster Stelle steht für mich diese inzwischen auch schon wieder vom Markt verschwundene (Wieder-)Veröffentlichung von zuvor drei einzelnen Alben mit sämtlichen Liedern oder Mélodies, wie man korrekt sagen sollte. Die Einspielung ist ohne

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #135 – Fauré 100
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Mahler / Philipp von Steinaecker

Mahler / Philipp von Steinaecker

«Dass alles durchaus so zu Gehör kommt, wie es in meinem inneren Ohr ertönt, ist die Forderung, zu der ich alle zu Gebote stehenden Mittel bis aufs letzte auszunützen suche. Nur am richtigen Platze und in seiner völligen Eigenart darf jedes Instrument verwendet werden.» – Die Älteren der geneigten Leserschaft werden sich noch an die 1970er und vor allem die 1980er Jahre erinnern, als sich die historisch informierte Aufführungspraxis nach ersten Versuchen Bahn brach, ein ganzes Repertoire eroberte und schließlich wiederbelebte. Stand zunächst die Musik bis etwa zur Mitte des

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #134 – Nr. 9
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Bruckner / Tonhalle-Orchester Zürich

Bruckner / Tonhalle-Orchester Zürich

Nach der Nr. 7 und Nr. 8 nun also die «Neunte». Offenbar haben sich das Tonhalle-Orchester Zürich und Paavo Järvi für das Bruckner-Jahr auf die hohen Nummern und damit die späten Werke konzentriert. Sie stehen damit etwas abseits von den großen, enzyklopädischen Editionen und reihen sich eher in die Reihe jener Einspielungen ein, die nur einzelne Werke in den Fokus rücken. Der Vorteil, sich ganz auf etablierte Fassungen zu stützen und zudem nur die letzte Trias zu berücksichtigen, mag auch ökonomischer Natur sein (ich glaube kaum, dass es nach 2024

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #134 – Nr. 9
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