
Nahezu perfekt im Ensemblespiel. Stephan-Max Wirth Experience hat sich mit diesem sechs Titel umfassenden Album zurückgemeldet. «Max’s Tracks» changiert zwischen Weltmusikklängen und beinahe hypnotischen Soloausfahrten im wüsten Wind des Gitarristen Jaap Behrends, zum Beispiel in «Kamsin». Die Musik gleicht einer Art Patchworkdecke, die sich an die Hörer:innen anschmiegt, sie umhüllt, wärmt und kühlt – immer mit einem Platz an der musikalischen Sonne.
Bei den Live-Aufnahmen spürt man, wie Publikum und Ensemble mit- und untereinander agieren, ohne dass es dabei zu den sonst so furchtbaren Egotrips unendlicher Öde käme. Manchmal allerdings kratzt die Musik an des Kitsches Kante einer musikalischen Soap-Opera wie eine gar zu rote Kirsche («Timtim» – Tags ist mancher Traum im Mond). Doch zu souverän und virtuos glitschen die vier Musiker darüber hinweg, schwupp, ist man bei aller Verträumtheit schon wieder entschwunden im bodengebenden Bassspiel eines Bub Boelens beim «Mediterranean Lovebird». Stephan-Max Wirth fängt alles zur Not mit seinem Saxophonspiel wieder ein.
Leben geht weiter. Das Schlussstück «Printemps Fatal» bezieht sich sowohl auf den Beginn des Corona-Frühlings 2020 wie auf den Start des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine, erwähnt der beiligende Waschzettel. «Zwischen Trauer und Wut wechseln hier unsere Soli», steht dort. So ganz teilt sich das mir nicht mit, vor allem wirkt das letzte Stück deutlich minderdimensionaler und flacher als die fein gebauten Tracks des Anfangs «Blues Machine» und «Ellipse», die sich ihre Freiheit nehmen und musikalisch zu fliegen scheinen, leicht und luftig, schwebend.
Stephan-Max Wirth Experience – Max’s tracks [2025]
- Stephan-Max Wirth –Tenor-Sopransax / Komposition
- Jaap Berends – Gitarre
- Bub Boelens – Bass
- Florian Hoefnagels – Schlagzeug
Bos.Rec – BOSREC243-24 (VÖ 2.5.2025)