Dessen Johannespassion von 1631 ist eine sogenannte Figuralpassion – polyphon durchkomponiert, noch ohne die uns so vertrauten Rezitative, Arien und Chöre. Ohne Zuordnung zu einzelnen Personen wird der Evangelientext polyphon (motettisch) durchkomponiert – und hat dabei ohne weitere Dichtung eine erstaunliche Konsistenz und erzählerisches «Tempo». Zudem handelt es sich bei diesem Album nicht um eine Einspielung der von Demantius vertonten Passion, sondern um eine Art Pasticcio, kombiniert mit Motetten von Andreas Hammerschmidt, Daniel Selichius, Samuel Scheidt, Johann Hermann Schein und Heinrich Schütz. Die von Alexander Schneider vorgenommene Zusammenstellung erscheint dabei sowohl inhaltlich wie liturgisch stringent und gibt einen hervorragenden Einblick in die Musik an der chronologischen Schnittstelle zwischen der Spätrenaissance und dem frühen Barock mit seiner Italianita. Gesungen von nur sechs solistisch besetzten Stimmen (plus Laute und Orgelpositiv), entsteht eine intime Andacht – vergleichsweise unspektakulär und damit sicherlich auf sehr eigene Art hörenswert.
Christoph Demantius. Johannes-Passion
Christoph Demantius. Weissagung des Leiden und Sterben Jesu Christi; Andreas Hammerschmidt. Ach, Jesu stirbt HaWV 659; Ich leide billig nach meinem verdienten Lohn – Wahrlich heute wirst Du mit mir im Paradies sein HaWV 242; Erbarm dich mein HaWV 139; Unser Herr Jesus Christ HaWV 661; Herzlich lieb hab ich dich HaWV 682; Daniel Selichius. Meine Seele ist betrübt; Christoph Demantius. Passion Nach Dem Evangelisten Johannes; Heinrich Schütz. O Hilf, Christe Gottes Sohn SWV 295; Samuel Scheidt. Herzlich tut mich verlangen; Johann Hermann Schein. O Lamm Gottes unschuldig
Ensemble Polyharmonique, Alexander Schneider
cpo 555 583-2 (2022)
- Demantius / Ensemble Polyharmonique
- Aumann / Ars Antiqua Austria