15. März 2025 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch

Jacques Offenbach / Sollima & Noferini

Jacques Offenbach / Sollima & Noferini
Jacques Offenbach / Sollima & Noferini
Dass Jacques Offenbach (1819-1880) nicht nur ein herausragender Operetten-Komponist, sondern auch ein Virtuose auf dem Violoncello war, ist möglicherweise nur den betreffenden Instrumentalist:innen bekannt. Die Anzahl und der Umfang der für verschiedene Unterrichts- und Kammermusikzwecke komponierten Duos ist allerdings erstaunlich. Insgesamt elf Opera mit 109 Sätzen erschienen im Druck – mit einer Spielzeit von mehr als 7,5 Stunden. Natürlich wurden die Werke nicht zyklisch aufgeführt, bilden aber bis heute einen unerschöpflichen Fundus. Offenbach selbst unterschied bereits die Duos als «très faciles» für Anfänger (op. 19) bis hin zu umfänglichen «Duos concertantes» für den Konzertgebrauch.

Es ist der schier unerschöpflichen musikalischen Kreativität Jacques Offenbachs zu verdanken, dass diese Duos alles andere als bloß technisches Unterrichtsmaterial darstellen. Die in jedem Moment inspirierten und mit Ausdruck behafteten Themen, ihre Entwicklung und Durchführung sind auch die Grundlage für die wahrlich herausragende Interpretation von Giovanni Sollima und Andrea Noferini, die diese Produktion in jedem Takt mit technischer Souveränität und spürbarem Engagement beleben: Keine Last, sondern Lust am melodischen Bogen, an der fließenden Begleitung, am Zusammenspiel in Terzen und Sexten. Die sieben CDs umfassende Box lässt in keinem Moment auch nur den Eindruck von Langeweile aufkommen.

Jacques Offenbach. Complete Duos for 2 Cellos
Duos op. 19/1–3, op. 20/1–3, op. 21/1–3, op. 34/1–3, op. 49/1–6, op. 50/1–6, op. 51/1–3, op. 52/1–3, op. 53/1–3, op. 53/1–9, op. 78/1–12
Giovanni Sollima, Andrea Noferini (Violoncello)

Brilliant Classics 96251 (2020/21)

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Autor

  • Michael Kube

    Dr. Michael Kube, geb. 1968 in Kiel, studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte sowie Europäische Ethnologie/Volkskunde. Promotion mit einer Arbeit über Hindemiths frühe Streichquartette (1996), Habilitation mit Studien zu einer Kulturgeschichte des Klaviertrios (2016). Seit 1998 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Neuen Schubert-Ausgabe (Tübingen), seit 2002 zudem Mitglied der Editionleitung. Er ist seit 2007 Kuratoriumsmitglied (und seit 2013 Vorsitzender) der Stiftung Kulturfonds der VG Musikedition.

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Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #148 – Duo – Duett – Double

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