Es ist das Jahr, in dem Wolfgang Amadeus Mozart seine drei letzten Sinfonien und Joseph Haydn seine Sinfonien Nr. 90 und 91 auf Schloss Esterházy schrieben – Beethoven war erst ein Jahr zuvor von seiner kurzen ersten Wien- Aufenthalt nach Bonn zurückgekehrt. Wie so oft überschneiden sich Entwicklungslinien vielfältig. Hamburg war jedenfalls weit von der Donau entfernt, und doch sollte CPE Bach mit seiner Musik das Dreigestirn auf je eigene Weise prägen (wie einschlägige Äußerungen Haydns, Mozarts und Beethovens belegen). Und die späten Quartette (denen übrigens ein Auftrag von Sarah Itzig-Lévy aus Berlin vorausging)? Der Titel bezieht sich zunächst nur auf die vier notierten Stimmen, ob man der linken Hand am Tasteninstrument noch ein Streichinstrument beigibt (damit aus dem Trio auch im Ensemble ein Quartett wird) bleibt offen. Satztechnisch sind sie auf jeden Fall höchst delikat und zeigen ihren Schöpfer im 74. Lebensjahr unvermindert originell. Die Einspielung des Ensembles Nevermind ist ein schlichtweg großer Wurf (eine Bezeichnung, die der intimen Musik freilich nicht ganz gerecht wird). Nichts wurde im Zusammenspiel dem Zufall überlassen – und doch atmen die spürbar mit Herz und innerem Beben vorgetragenen Interpretationen den Moment. Herausragend!
Carl Philipp Emanuel Bach. Quartett für Flöte, Viola und Basso continuo a-Moll Wq. 93; Quartett für Flöte, Viola und Basso continuo d-Moll Wq. 94; Quartett für Flöte, Viola und Basso continuo G-Dur Wq. 95; Adagio aus der Sonate A-Dur Wq. 48/6 (Arr. für Flöte, Viola und Basso continuo); Andante von tenerezza aus der Sonate A-Dur Wq. 65/32 (Arr. für Flöte, Viola und Basso continuo)
Nevermind
Alpha ALP 759 (2020)