Und musikalisch geht es zur Sache. Die vergleichsweise selten gespielte Bartók-Sonate zeigt den Komponisten noch von der «romantischen» Seite, aber bereits mit markanten volksmusikalischen Anklängen. Bei George Enescus Sonate Nr. 3 sind diese dann überaus präsent (im Untertitel steht «Dans le caractère populaire roumain» und erfüllt diesen auch ingeniös), bei Joseph Achron (Lebensstationen zwischen Litauen und Hollywood) ist der Tonfall schon 1918 ganz eigen. Tassilo Probst hat damit nicht die scheinbar sichere «breite Straße» betreten, sondern feiert seinen Einstand auf Tonträger auf geradezu verschlungenen Pfaden – und dies mit Erfolg. Sein in jedem Ton spürbares Engagement, sein Elan und seine Kraft überzeugen ebenso wie das Nachsinnen in ruhigen Passagen. Und obwohl er im Booklet-Interview noch mit seiner «Unfertigkeit» kokettiert, ist es gerade diese ehrliche jugendliche Frische, die den Kompositionen gut tut. Man könnte sich die Werke auch abgeklärter, vielleicht etwas ernster und damit wahrlich langweiliger vorstellen. Zusammen mit Maxim Lando am Klavier ist hier etwas Außergewöhnliches entstanden.
Into Madness
Béla Bartók. Sonate für Violine und Klavier e-Moll BB 28 Sz. 20 (1903); George Enescu. Sonate für Violine und Klavier Nr. 3 a-Moll op. 25 (1925); Joseph Achron: Sonate für Violine und Klavier Nr. 2 op. 45
Tassilo Probst (Violine), Maxim Lando (Klavier)
Berlin Classics 0302767 BC (2021)
- Dohnányi & Strauss / Hellen Weiß
- Saint-Saëns / Cecilia Zilliacus
- Bartók, Enescu, Achron / Tassilo Probst
- Ewald Sträßer / Gudrun Höbold