Die ausgewählten vier Werke haben es in sich: Das Streichquartett Nr. 1 (1915) von Arthur Lourié (1892–1966) steht an der Schwelle der musikalischen Moderne und verkörpert geradezu die Aufbruchsstimmung einer jungen Generation noch während (!) des Ersten Weltkiegs. Ferner wird eine Lanze für Ivan Wyschnegradsky (1893–1979) gebrochen, dessen Schaffen bis heute weitgehend ignoriert wird, obwohl es die Tore zu einer neuen Klangwelt aufgestoßen hat (nämlich zu einer sehr genau ausgehörten Vierteltonmusik, die gar nicht «schmutzig« klingt). Dramaturgisch lässt sich das alles weiterdenken bis zum Streichquartett Nr. 1 (1986) von Christoph Staude (geb. 1965) – ein substanzielles, facettenreiches Werk, dem man die Jahre und Jahrzehnte nicht anhört. Namensgeber des Albums ist eine Quartettbearbeitung der Klaviersonate Nr. 9 (op. 68) von Alexander Skrjabin in einer absolut idiomatischen Bearbeitung. Mit hinreißender Kantabilität und sicherem Gespür für die Eigenheiten der jeweiligen Komposition bringt das Asasello-Quartett alle diese Werke zum Leuchten: individuell, mit überzeugender Ansprache und der Frage, warum solch ein Programm nicht schon viel früher eingespielt wurde. Chapeau.
Schwarze Messe.
Arthur Lourié. Streichquartett Nr. 1 (1915); Christophe Staude. Streichquartett Nr. 1 (1986); Alexander Skrjabin: Messe Noire. Klaviersonate Nr. 9 (1912/13) (arr. für Streichquartett von Gérard Pesson); Ivan Wyschnegradsky: Streichquartett Nr. 2 (1930/31)
Asasello-Quartett
Genuin GEN 22745 (2019, 2020, 2021)