Musik auf einem einzigartigen, elektrifizierten Harmonium (hier ein paar Bilder dazu) hat Valle Döring in sechs Stücken zu einer Reise zusammengesetzt, wie der Komponist und Musiker auf der Bandcamp-Seite schreibt. Das ganze geht ohne Loops und Computer auf den Weg, live (heißt: in einem Zuge). Man muss schon reichlich Fantasie besitzen, will man in weiten Teilen dieses Albums, ein „Harmonium“ heraushören, was aber auch fast egal ist. Dabei bezieht sich der Musiker und Komponist ausdrücklich auf Grundeigenschaften dieses Instruments, wie Luft und ihr historisches Gedächtnis als Kirchenmusikinstrument.
Der Untertitel suggeriert, es handle sich zugleich um «songs from the remote planets». Bessere Welten? Vielleicht. Döring schreibt: «The song titles are more or less banal claims for equality and mutuality – such as ‹equal wages›, ‹balancing burden› or ‹breathing the same air›. They point towards certain far away utopies which are perhaps easily agreeable yet sadly not reality». Herausgekommen ist für mein Gefühl eine relativ spezielle Klangknete, die auch schon mal mit einer Art cantus firmus («fading heritage») aufwartet und so das Mysterium des Geheimnisvollen beschwört – das musikalische Material als Klebstoff der Lebensgeschichte von Musikinstrumenten ist hartnäckig, auch durch Effektgeräte hindurch.
Das ist alles nicht ohne Reiz. Aber doch eher so mittel … schleppend … muss jeder selbst wissen. Für mich hält sich die Verlockung, die Musikkulturen entfernter Planeten kennenzulernen, in Grenzen.
Valle Döring: And other strange songs from the remote planets [2023]
- music by valle döring, recorded live without loops or overdubs
Umland Records – Download & Stream (VÖ: 23.10.2023)
