Der Jazz ist nicht arm an Jazztrios aus Klavier, Schlagzeug und Bass. Da gibt es selten Neues unter Sonne der Jazz-Geschichte. Muss es auch nicht, es reicht manchmal auch, den Bestand zu sichern und die musikalische Landkarte aufzufüllen. Hier eine neue Stadt, dort eine Wüste. Mal quert ein Fluss … Ein Wald ist ein mehr als die Ansammlung von Bäumen. Ein See ist immer mehr als nur das Wasser.
So malt auch dieses Trio die Landschaft aus, befüllt sie mit kompositorischen Biotopen. Im Wechsel von Jahreszeiten, von Tag und Nacht. Hier ist mehr Dämmerung, das Gefühl von sich an einem langen Strand brechenden Wellen. Nichts ist grell, nicht ist dünn. Es raschelt mehr, als dass es rauscht. Diese Musik ist nicht auf der Suche, sie ist da. Abgeklärt, europäisch geschliffen, norwegisch inspiriert.
Kennen Sie noch diese Norweger-Pullover? Muster an Muster, sich wiederholend, kuschelig, wärmend – manchmal kratzig am Hals. Aber nicht mal das hier. Mut zur Sanftheit. Sanftmut. Bass und Schlagzeug betten ein – konträrergänzend, damit die Linien des Klavierspiels nicht verloren gehen, sondern sich lose halten können. Eine musikalische Umarmung – ein bisschen mehr schweben könnte es freilich trotzdem und auch ein bisschen mehr sich anerden. Bei «Sunflower Dream» oder «All that Land» ist man ganz dicht dran, am Wachtraum, an der glücklichen Fügung des Selbstverständlichen, ungegenständlich Konkreten, wo die Musik so flügelleicht schimmert. Beim titelgebenden Stück dagegen verhuscht die Musik in Gefälligkeiten mit zu wenig Tragkraft.
Taranczewski: LOM [2024]
- Olaf Taranczewski – Piano
- Jean-Philippe Wadle – Bass
- Benedikt Stehle – Drums
Hey!blau Records HBL 023387 (Veröffentlichung: 24. Mai 2024)