Mit fast 78 Minuten ist die technisch mögliche maximale Spielzeit einer CD nahezu ausgenutzt. Und ohne Übertreibung kann gesagt werden, dass kaum eine Sekunde zur Ablenkung durch anderes anregt. Philippe Grisvard und das Ensemble Diderot unter der Leitung von Johannes Pramsohler unterhalten nicht nur hervorragend, sie haben sich diese Werke auch mit spürbar ernster Gründlichkeit erarbeitet und schließlich ebenso frei im Gestus wie perfekt im Zusammenspiel realisiert. Die vier unbekannten Meister klingen trotz aller individuellen Unterschiede so, als wären sie die Höhepunkte jener Zeit – eine beglückende Hör-Erfahrung, auch wenn klar wird, wie stark Bach Vater & Sohn hier stilistisch Einfluss genommen haben. Zu meinen persönlichen Favoriten sind rasch die Kompositionen von Nichelmann und Wolf avanciert, der eine mit Kontrapunkt und Gesten aus dem «Sturm und Drang», der andere bereits avancierter. Dass die Werke nur solistisch und eben nicht chorisch von einem um den Kontrabass erweiterten Streichquartett begleitet werden, ist ohne Frage als ein weiterer Pluspunkt der Produktion anzusehen. Ob es in naher Zukunft noch eine zwei oder dritte Folge geben wird? Es ist zu hoffen!
Berlin Harpsichord Concertos
Christoph Nichelmann. Cembalokonzert d-Moll; Carl Heinrich Graun. Cembalokonzert D-Dur WVC XIII:72; Christoph Schaffrath. Cembalokonzert c-Moll CSWV:C:11; Ernst Wilhelm Wolf: Cembalokonzert B-Dur
Philippe Grisvard (Cembalo), Ensemble Diderot, Johannes Pramsohler
Audax ADX 11211 (2023)
- The Oboe in Berlin / Xenia Löffler
- The Berlin Album / Ensemble Diderot
- Berlin! / Andreas Sieling
- Bach.Berlin Fundstücke / Schäfer & Hollmann
- Berlin Harpsichord Concertos / Philippe Grisvard