Eine andere Sache aber ist die klangliche Realisierung der Kompositionen. Buxtehudes Passionsstück Membra Jesu nostri etwa ist vielfach eingespielt worden und gelangt hin und wieder live zur Aufführung. Das meiste aber ist noch immer «unerhört». Allein das vorliegende Album versammelt unter den zwölf Tracks acht Ersteinspielungen (wenn auch teilweise nur von abweichenden Fassungen). Dabei verblüffen die Vielfalt und das Aufscheinen von Einflüssen aus der Nähe wie auch aus weiter Ferne (Dresden). Düben muss ein Sammler gewesen sein, der die stilistische Breite seiner Zeit in sich aufsog und sie in gewisser Weise zu referenzieren und zu bewahren suchte. Entsprechend «bunt» ist auch die gelungene Auswahl der von Jörg-Andreas Bötticher und seinem Kirchheimer Dübenconsort musizierten Werke (mit Dominik Wörner und seinem angenehmen flexiblen, kammermusikalisch geführten Bass). Neben Vokalmusik erklingen alternierend Sonaten und Suiten. Dass mit dem Laetatus sum von Carlo Pallavicino (1630–1688) auch ein Werk der Zukunft vertreten ist, zeigt die Lebendigkeit der Düben-Sammlung wie auch die der Einspielung. Interpretatorisch wie akustisch bleiben keine Wünsche offen. Ein echter «Hinhörer».
Nunc Dimittis
Music from the Düben Collection
David Pohle. Sonata à 5 in C; Kaspar Förster. Jesu dulcis memoria; Crato Bütner. Canzon à 3 in G; Samuel Capricornus. Salvum me fac; Gaudens gaudebo; anonymus. Sonata à 5 in G; Johann M. Nicolai. Sonata à 2 in d; Sonata à 2 in G; Johann Krieger. Dominus illuminatio mea; Sebastian Knüpfer. Suite in d; Heinrich Schütz. Herr, nun lässest du deinen Diener; Carlo Pallavicino. Laetatus sum
Dominik Wörner (Bass), Kirchheimer Dübenconsort, Jörg-Andreas Bötticher
Passacaille PAS 1081 (2020)