28. April 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch

Shramm: November Blues

Shramm: November Blues
Shramm: November Blues

Repetitive Musik ist nicht tot. Aber manchmal scheint des Mindesthaltbarkeitsdatum doch etwas überschritten. Das Trio um den Schlagzeuger Jörg Wähner mit dem Namen «Shramm» probiert es dennoch mit dieser EP (in digital) den Gaul des «Minimal» zu satteln. Laut PR-Beschreibung gelingt Shramm «hier ein derart angenehm unstaubiger, zeitgemäßer Jazzentwurf, dass man sich gerne weigert, mit dem Zuhören aufzuhören». Hmmmm.

Das kann man so nicht stehen lassen. Oder?

Die EP besteht aus vier Tracks. Die ersten zwei sind Studioaufnahmen, die beiden letzten sind «live» und zu allem Überfluss handelt es in einem Fall um – man möchte sagen – ein Unglück, dass man auf diese Weise zwei Varianten des titelgebenden «November Blues» handelt. Denn Kunstfertigkeiten der Musiker hin und her: Das A und O bei solcher repetitiven Musik ist die Präzision. Exakt daneben geht da auch schon, aber das muss sitzen. Nun scheint die Musik von Shramm da nicht so viel Herausforderungen anzubieten. Nein? Oh doch. Die Blues-Bus-Spuren im Liveauftritt rumpeln schon mal scharf vorbei am Schlagpunkt. Das ist manchmal gewollt und manchmal eben nicht – dann knirscht die Musik. Das melodisch-harmonisch-rhythmische Material ist in diesem Blues doch arg eng. Da schafft es gerade die melodisch-harmonische Dünnigkeit nicht, sich mit dem rhythmischen Anspruch in Einklang oder in produktiven Konflikt zu setzen. Schade.

Auch Track 2 «PD» rammelt wie ein Kahn in einem engen Kanal an die Klangbegrenzungsufer und da scheppert es dann doch häufig, weil man verkantet. Bei Track 3 «End – live» kommt das Trio noch am besten klar, weil es auch den reichhaltigsten Basisraum musikalischen Materials aufweist, da hat der Gaul genug Hafer vor der Nase. In den anderen drei Tracks wirkt das Spiel zugleich über- wie unterambitioniert.


Shramm: November Blues – EP [2023]

  • Jörg Wähner (Drums)
  • Florian Kästner (Piano)
  • Philipp Martin (E-Bass)

Edition Dur (VÖ 15.09.2023)

hoerbar_nmz

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