21. November 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch

Lars Lien / Out of Step

Lars Lien / Out of Step
Lars Lien / Out of Step
404. So lautet in diesem Fall die allumfassende Antwort, sucht man mit den auf der einschlägigen Seite bei Wikipedia angegebenen Links nach dem auch unter Kennern kaum bekannten englisch-schwedischen Komponisten Mark Adderley (1960). Um nicht missverstanden zu werden: Die «Hörbar» wird keinesfalls die Arbeit einer Booklet-Redaktion überprüfen – aber für die Angabe eines Entstehungsdatums wäre ich allein schon aus Gründen verlässlicher Metadaten dankbar. Dies gilt besonders, wenn es um komponierende Zeitgenossen geht, die offenbar einer eigenen Grammatik und Syntax folgen. Auf diesem Album des sehr rührigen norwegischen Labes LAWO spielt mit Lars Lien ein norwegischer Saxophonist aus dem Repertoire aktueller norwegischer oder zumindest «nordischer» Komponisten. Anders Eliasson (1947–2013) und Olav Anton Thommessen (1946) sind wohl bei vielen noch ein Begriff, Bjørn Kruse (1946) und Olav Berg (1949) hingegen weniger.

Umso spannender ist es zu lesen, dass Bergs Saxifraga aus dem Jahr 2000 während der Einstudierung für die Produktion in einem engen Austausch zwischen Interpret und Komponist eine Revision erfahren hat – ja, es ist bereits schon ein Vierteljahrhundert vergangen. Bei Poem (1988) von Eliasson handelt es sich um eine überarbeitete Fassung eines eigenen Werkes für Sopran und Klavier (Längs radien), bei dem man tatsächlich auch instrumental eine gewisse vokale Linie hört; dass das Werk für John-Edward Kelly geschrieben wurde (der auch das Solo in der 16. Sinfonie von Allan Pettersson spielte), ist tatsächlich wahrnehmbar; Kelly hatte einen sehr charakteristischen Ton und Ausdruck auf dem Saxophon für sich gefunden. Auch bei der Friesischen Landschaft von Ragnar Söderlind (*1945) handelt es sich um eine Bearbeitung – diesmal eines dunkel timbrierten Werkes für Viola und Klavier (op. 78, 2000), das vom Leben und Schaffen Emil Noldes inspiriert wurde. Zumindest in Norwegen scheint sich The Secret of Gyda (1989) von Bjørn Kruse einer gewissen und wohl auch berechtigten Beliebtheit zu erfreuen: Sowohl das Lied im Original wie auch die Fassung mit Saxophon und Klavier ist mehrfach eingespielt worden (auch bei LAWO). Und so schließt sich wenigstens hier ein Kreis.

Mark Adderley. Out of Step; Olav Anton Thommessen. Somber Song; Bjørn Kruse. The Secret of Gyda; Ragnar Söderlind. Friesische Landschaft; Anders Eliasson. Poem; Olav Berg: Saxifraga
Lars Lien (Saxophon), Sergej Osadchuk (Klavier)

LAWO LWC 1237 (2020)

https://open.spotify.com/album/1ukeuqPMXOLcG7Mn1OimwF

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Autor

  • Michael Kube

    Dr. Michael Kube, geb. 1968 in Kiel, studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte sowie Europäische Ethnologie/Volkskunde. Promotion mit einer Arbeit über Hindemiths frühe Streichquartette (1996), Habilitation mit Studien zu einer Kulturgeschichte des Klaviertrios (2016). Seit 1998 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Neuen Schubert-Ausgabe (Tübingen), seit 2002 zudem Mitglied der Editionleitung. Er ist seit 2007 Kuratoriumsmitglied (und seit 2013 Vorsitzender) der Stiftung Kulturfonds der VG Musikedition.

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Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #088 – Saxophon