Jazzrock im feinen hochdynamischen Gewand als traditionelles Jazztrio getarnt. Ist eigentlich ja nix neues. Muss es ja aber auch nicht sein. An die Stelle der Standards treten hier kammermusikalische Kompositionen, die schon auch mal den minimalistischen Schwung hinübernehmen in die Klangwelt des Pop, also den Teil der davon, der den Kitsch mehr als deutlich streift (wie im titelgeben Stück «Lonely Poet»).
Entschuldigung! Was heißt hier streift? Das Trio schneidet das Metier schärfstens durch. Ist genau genommen ja auch ein Extended Trio. Der Bassist Axel Kühn greift schon mal zu Synthie, Vocoder und Gitarre. Und mit Sebastian Studnitzky holen sie sich zudem genau für den Titelsong diese poppige Trompete mit ins Klangiversum.
Man darf es mal simpel ballwurfartig zwischen den Musikern krachen lassen. Launemusik, gänzlich ungiftig auf der vollen Linie. Vielleicht ein bisschen zu viel Schlagzeug im akustischen Vordergrund der Abmischung. Geschmackssache. Geschmackvoll jedoch insgesamt in jedem aller denkbaren Fälle. Bestenfalls zu viel des Guten ab und an: Also an mancher musikalischen Ecke zu sehr aromatisiert – man möchte beim Mithören dann und wann einen Kratzer in den Klanglack ritzen. Aber die Herren hier kriegen immer noch die Kurve. Das Trio-Profil sorgt bei korrektem Tondruck für Grip auf der spiegelglatten Fahrplanfahrbahn durch die composten Strukturen – ziemlich ironisch die barocksierenden K-Punkte ausgerechnet bei «Human Machine».
Axel Kühn Trio – Lonely Poet [2022]
- Axel Kühn – double bass, guitar synthesizer, vocoder, keys
- Ull Moeck – piano
- Eckhard Stromer – drums, percussion
- Sebastian Studnitzky – trumpet (guest on track 4)
Moveo Records
Zu beziehen über Bandcamp als Vinyl, digital oder als CD
