Piano und Bass: Das könnte eine gemütlich-engagierte Platte werden, zumal sie sich hat inspirieren lassen von den musikalischen Welten Kenny Wheelers und John Taylors, wie die Liner Notes dieses bereits 2021 bei Da Vinci Jazz erschienen Werks künden. Ein bisschen sind die Stücke auch danach: gemütlich und engagiert, hier im Sinne von «gewollt» und «bemüht». Aber auch einfach etwas hölzern im Flow der kompositorischen Anlage der einzelnen Tracks. Es fehlt gerade im Pianospiel Daniele Labelli das Federnde, das die Musik fluffig und elegant machen würde.
Das merkt man gleich im ersten Stück «Sul Bordo Del Fiume» überdeutlich. Die Musik wird quasi vorsichhergeschoben oder weggeschoben. Dann wieder mal gedreht und gewendet. Es wird musikalisch geknetet oder auch mal das musikalische Chassis tiefer gelegt wie im letzten Titel «Song For João» – da ist die ästhetische Latte des Bezug zu João Gilberto für dieses Duo hier einfach zu hoch.
Man wird das Gefühl nicht los, dass schließlich vieles halbherzig vor sich hin plätschert. Aber nicht auf die angenehme Art, sondern immer mit musikalischem Unterwurf; und dann wird halt wieder geknetet. Am besten weg kommt da noch der zweite Track «Dog Jack», der wie eine filmische Erfahrung in Satieschen Modulationen mäandert. Der Anklang an einen «Tee für zwei» in «Maurice» befremdet dann.
Zum Problem wird meines Erachtens, dass auch jede kleine Fitzelidee auf immer sechs bis acht Minuten Tracklänge ausgewalzt wird. Dabei muss so ein Teig auch mal ruhen. Dazu kommt es hier leider fast nie. Statt dessen wird weiter gewürzt und weiter geknetet. Oder es muss mal schnell verarbeitet werden, also fix.
Nudeln aus eigener Teigproduktion in lauwarmen Wasser werden einfach nix.
Labelli & Turchet – Bordo Fiume [2021]
- Alessandro Turchet – bass
- Daniele Labelli – piano
Da Vinci Jazz 2022