«Unbeeindruckt von Trends bewegt sich DAY & TAXI autonom und unverkennbar an der Schnittstelle von Komposition und Improvisation. DAY & TAXI spielt zeitgenössische Musik, die sich der Vergangenheit bewusst ist, die Gegenwart wahrnimmt und die Zukunft anvisiert.» Schön gesagt. Die Frage ist aber stimmt das auch?
Ja, es stimmt, es ist auch gar nicht bezweifelbar. Denn wie sollte man das auch be- oder widerlegen können. Als Kritiker:in könnte man genauso gut sagen: Nö, das kann ich nicht so wahrnehmen. Was ich höre:
Das Trio mit Sax, Bass und Schlagzeug gehört in die Tradition jener Musik, die keinen festen Platz finden will in der Geschichte der musikalischen Improvisation mit Jazzeinschlag, sondern irgendwo im großen Pool dieser Besetzungen mit deutlichstem Bezug zur «freien Musik» insgesamt sich durchnudelt. In deren Worten:
«Stilistische Heterogenität, Zufall, Minimalismen, Alltäglichkeit, Poesie, Humor und auch Künstlichkeit in Form von Sentimentalitäten werden zugelassen. Der gelassene Umgang damit prägt den einzigartigen DAY & TAXI-Sound, der die individuellen Qualitäten der Mitspieler vereint und aufleben lässt.»
Das lockt mich wirklich nicht hinterm Ofen vor. Ist aber sicher alles gut gemeint und gemacht. Einen gelassenen Umgang mit dem „damit“ stelle ich mir aber ganz sicher doch anders vor. Je nun, ja. Dabei könnte man hie und da schon in Liebe zu dieser Musik verfallen. Funktioniert sicher im Jazzclub live deutlich besser.
Day & Taxi: Run, The Darkness Will Come! [2022]
- Christoph Gallio – ss, as, c-melody sax
- Silvan Jeger – b, voice, shrutibox
- Gerry Hemmingway – dr, perc
Perscaso Records, 2022