21. November 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch

Adam Walker

Adam Walker
Adam Walker
Mit dem Titel French Works For Flute liegt dieses Album richtig: Nicht nur, dass alle fünf eingespielten Werke von französischen Komponisten stammen – auch sonst lässt sich das kammermusikalische Repertoire für Flöte kaum ohne die bei aller Leichtigkeit gewichtigen Beiträge aus Frankreich denken. Kurioserweise steht hier dann aber doch die von Jean-Pierre Rampal für Flöte eingerichtete Violinsonate (1886) von César Franck im Mittelpunkt. Nicht ganz zu Unrecht, denn Adam Walker entfaltet den gestalterisch anspruchsvollen Solopart in wundervoll weiten Linien, gliedert mit seinem Atem den Verlauf in deutliche Phrasen, verleiht dem Ganzen eine bezaubernde Clarté – und erzählt so eine Geschichte ohne Worte. Walker hat für seinen warmen Flötenton in James Baillieu einen idealen Begleiter am Klavier gefunden, unter dessen Händen der Steinway D weniger zum brillanten Glänzen als vielmehr zum satten Leuchten gebracht wird.

Das kommt auch den weiteren Werken der Produktion zugute: Von Saint-Saëns’ früher Romanze und den Stücken aus dem Ascanio-Ballett über Widors keineswegs leichtgängige Suite op. 34 (1877) – eher eine Sonate mit knapp formulierten Sätzen –, bis hin zum wundervoll dunkel anhebenden Prélude, récitatif et variations op. 3 (1929) von Maurice Duruflé, der der Flöte eine Viola zur Seite stellt. Gerade die atmosphärisch dichte und im Ausdruck hoch konzentrierte Interpretation dieses viel zu selten gespielten Werks bildet neben der Franck-Sonate den Höhepunkt dieser hochkarätigen Produktion.

Camille Saint-Saëns. Romance op. 37, Airs de ballet d’Ascanio; César Franck. Sonate A-Dur (Arr. Jean-Pierre Rampal); Charles-Marie Widor. Suite op. 34; Maurice Duruflé. Prélude, récitatif et variations op. 3 (1929)
Adam Walker (Flöte), Timothy Ridout (Viola), James Baillieu (Klavier)

Chandos 20229 (2020)

HörBar<< Anna Zhitnukhina

Autor

  • Michael Kube

    Dr. Michael Kube, geb. 1968 in Kiel, studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte sowie Europäische Ethnologie/Volkskunde. Promotion mit einer Arbeit über Hindemiths frühe Streichquartette (1996), Habilitation mit Studien zu einer Kulturgeschichte des Klaviertrios (2016). Seit 1998 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Neuen Schubert-Ausgabe (Tübingen), seit 2002 zudem Mitglied der Editionleitung. Er ist seit 2007 Kuratoriumsmitglied (und seit 2013 Vorsitzender) der Stiftung Kulturfonds der VG Musikedition.

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Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #066 – Querflöte