Sympathische Fusion-Music, die laut Beipackzettel „die musikalischen Grenzen zwischen ROCK, JAZZ, FUNK und WORLD neu“ auslotet. Neu? Neu?? Neu????? Gute Frage, aber beim Ausloten ist immer Platz nach oben, nach unten und zur Seite. „Digital Shaman ist ein Album voller Überraschungen, das dem Fusion– Genre neues Leben einhaucht.“ Wer kann da also Nein dazu sagen? Eben.
Ernsthaft: Der Titel allein schon ist ziemlich geil: „Digital Shaman“. Da muss ich jedoch eher an das Art Ensemble Of Chicago der 60er- bis 80er-Jahre denken, denn so geili (sic!) der Titel der Doppel-CD auch ist, er erschließt sich nicht zwingend beim Hören. Man fragt sich, wo da das besonders „digitale“ diese Schamanen-Musik auszeichne. Elektrifizierend ist die Musik gleichwohl, die laut Infoblatt „Calypso, Monk, Funkiness, Jazzrock und Gypsyjazz“ nicht auf ihrem Weg in die akustische Realität auf dem Weg liegen lässt, sondern mitnimmt und dabei „karibisches Augenzwinkern oder zappaesker Wahnsinn“ streift. Und ein bisschen Rodgau Monotones sind auch dabei. Flatsch!
Spektakulär sind allerdings auch die Titel der Kompositionen und leider, leider versprechen sie mehr, als sie musikalisch dann halten – Beispiele: „Albrecht Rides The Killerwhale | I Know Why Yo Ass Hurts Blues | Ellington’s Sexy Prodigy | Heinrich Ist ein Undercover Katdaddy | Requiem For A Motherless Soldier | Don’t Get Caught Rebel Monk | As I Danced With Electra …“ Obwohl, bei „Don’t Get Caught Rebel Monk“ da passt es schon hervorragend und da gewinnt man noch am ehesten das Gefühl: neu (doch), Wahnsinn (ein bisschen), überraschend (deutlich) …
Aber alle irgendwie eigentlich auch und überhaupt ziemlich Wurscht oder Gurke (wer es lieber fleischlos mag). Die Musiker haben Spaß und machen Spaß – egal was drauf, drüber oder drunter steht. Live sicher alles noch deutlich besser.
Funfact: “Moderne „Neoschamanen“ … sind … vielfach Vollzeitspezialisten, die ihre Tätigkeiten aktiv anbieten und davon ihren Lebensunterhalt bestreiten.“ (Wikipedia)
Vismala / Neander – Digital Shaman [2022]
- Preston Vismala – piano, keys, vocals
- Ali Neander – guitars
- Heinrich von Kalnein – saxophones
- Aaron Germain – acc.and el. Bass
- Andreas Neubauer – drums and percussion
- Guests: Caro Trischler – vocals; Lukas Franz – add,el.bass; Hanns Höhn – add acc,bass; Matthias Dörsam – flute,add saxophones,clarinet; DJ Release – turntables
36Music (Broken Silence)