24. November 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch

Frank Fusion Trio – My Place

Frank Fusion Trio – My Place
Frank Fusion Trio – My Place

Gefällt! Acht Musiker:innen firmieren als Trio. Warum nicht! Denn darüber macht man sich keine großen Gedanken, wenn das Kollektiv den Volume-Regler aufdreht. Da rumpelt es im Gebälk. Man kann nicht genug von dieser überaus frischen Musik bekommen.

Eine durchweg reichhaltige Mischung aus Noise in der Tex- und Gradlinigkeit in der Struktur, die nicht selten die „Grenzen“ zur Rockmusik mehr als deutlich überschreitet. Und gleichwohl klingen Powerwerke wie „Crazy Witch“ nicht nach alter aufgewärmter Wurst. Meisterhaft! Ein Track, der wie eine 22-Minuten-Orgie wirkt, aber tatsächlich in unter fünf Minuten die Flimmerhärchen im Ohr flachlegt.

Wie flach die da sind, merkt man im nächsten Track, der nicht so recht aus und in die Puschen kommt. Aber mit mikrotonalen Verschiebungen gelegentlich die Tonhöhe bendet – also verbiegt (um Minute 1), das alles auf penetrant unbeeinflussten Schlagzeug-Patterns.

So könnte man die ganze Platte durchgehen, Stück für Stück, denn jeder Track erhält seine ganz spezielle eigene physiognomische Durchgestaltung. Sehr effektvoll – mit Freude zur ironischen Selbstbespiegelung („Die wunderbare Welt der Amnesie“).

Die Shitstorm-Trilogie mit Streichern gewinnt Format in zunehmender Zerbröselungstechnik. Da fühlt man sich essentechnisch übertragen in drei heißgewürzten Curry-Variationen, bei denen man nicht ganz weiß, ob sie wirklich schmecken. In ersten Shitstorm, einer musikalischen Achterbahnfahrt, schmeckts in jedem Fall – den als Zuhörende:r bleibt man ziemlich sicher im Auge des Orkans. Lässt man sich dagegen mitreißen, siehe oben, Flimmerhärchenflachlegegefahrbedrohung. Das abschließende „Carp“ erinnert mich an den Soul einer Zawinul-Komposition. Abgerundet! Mmmmh.


Frank Fusion Trio – My Place [2022]

  • Fabian Mang- piano, keys
  • Stefan Delorenzo- bass & bass ukulele
  • Philipp Bindreiter- drums, percussion
  • Michael Erian- sax, flute, clarinet
  • Daniel Nösig- trumpet
  • Armin Polsinger- electric guitar
  • Anja Wobak-Eder- violin, viola
  • Jana Thomaschütz- cello

ATS Records

 

 

Autor

hoerbar_nmz

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