Live eingespielt wurden die neun Stücke bereits in den Jahren 2017 bis 2019 in Köln, im Loft und im Salon du Jazz. Puh, eine Neuerscheinung mit Musik aus Vor-Corona-Zeiten. Im Nachgang wird auf diese Weise vielleicht deutlich, dass es mal eine Leichtigkeit gab, die sich eben nicht mit den Widrigkeiten der Lebensführung unter Pandemie und Krieg in der Nähe „auch“ beschäftigen musste, also dem nicht entgehen konnte.
Ich denke schon, man kann es dieser Musik anhören, der ganzen hochintelligenten Machart, der Leichtigkeit und Tiefe dieses jungen Trio. Diese Musik experimentiert so filigran mit ihrer historischen Substanz, der sie sich natürlich stellen muss. Darin zu sein und zugleich zu entkommen, ist so schwer wie eben die drölftausendste Einspielung einer Sinfonie von Gustav Mahler. Aber es gelingt erstaunlich und wunderbar.
Lassen Sie sich also mitnehmen in die Nebelklänge des ersten Stücks „Raureif“ oder die Berg-Erkundung einer Nachtigall (Track 4), die radikalbrüchige Struktur des „Choral“ (Track 6), die Flüchtigkeit einer „Bone Soup“ (Track 7), die im weiten Oktavparallelen-Ambitus des Klaviers mit Schlagzeug und Bass-Eigensinn unterlaufen wird.
Übrigens: Live? Habe ich nicht als solches wahrgenommen. Die Instrumente sind exzellent präsent, von einem tätigen Publikum ist nichts zu merken. Wenn bei der letzten Nummer „Pulverisation“ der Bass von David Helm irgendwann allein im Raum steht, erreicht diese Musik eine derartige Konzentration in Leere, dass man kurz versinkt und die Musik schließlich ausatmen kann in den anschließenden Klangsplittern von Moritz Preislers Klavier und den Rhythmusresten des Schlagzeugs von Jan Philipp. Schön das!
Moritz Preisler Trio: Raureif
- Moritz Preisler – Klavier
- David Helm – Kontrabass
- Jan Philipp – Schlagzeug
Klaeng-records 060 CD
Erhältlich als CD und Download
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