Hier lohnt sich das Studium des im Booklet meist auf einer der letzten Seiten verborgenen, vielfach klein gedruckten Impressums. Denn die Aufnahme stammt nicht aus der viel diskutierten neuen Elphi, deren Namen das NDR Orchester trägt, sondern noch aus der akustisch untadeligen alten Laeiszhalle. Darüber hinaus datieren die Einspielungen zweier Werke aus der Zeit, in der man noch vom NDR Sinfonieorchester sprach (März 2016). Bloße Beckmesserei des Rezensenten – oder hat man beim Markenmanagement großzügig die Augen zugedrückt?
Aber auch sonst klingt mir die Produktion etwas pauschal und im Klang vernebelt. So geht im satten Tutti vielfach das von Strauss wohlkalkulierte Stimmengeflecht verloren, ohne dass dabei sonderlich auf orchestrale Brillanz gesetzt worden wäre. Man gehe für die Eröffnung des Don Juan nur einmal ein paar hundert Kilometer flussaufwärts. Dass Urbański das Orchester versiert durch die weitläufigen Klanggemälde führt, ändert nichts daran, dass der literarische Vorwurf eher episodenhaft (mit wundervollen Momenten) als episch erzählt anmutet. Live an jeweils zwei Tagen eingespielt, sind unter dem Kopfhörer dennoch manche Schnitte störend deutlich auszumachen. Eine Frage der Balance zwischen interpretatorischem Risiko und technischer Perfektion.
Richard Strauss. Don Juan op. 20, Till Eulenspiegels lustige Streiche op. 28, Also sprach Zarathustra op. 30
NDR Elbphilharmonie Orchestra, Krzysztof Urbański
Alpha 413 (2016)
- Father Copland – Württembergisches Kammerorchester Heilbronn / Scaglione
- Franck: Psyché – Royal Scottish National Orchestra / Tingaud
- Mussorgsky / Ravel – Les Siècles / Roth
- Aspects of America: Pulitzer Edition – Oregon Symphony / Kalmar
- Strauss: Don Juan / Till Eulenspiegel / Also sprach Zarathustra – NDR Elbphilharmonie / Urbański
- A New Century – The Cleveland Orchestra / Welser-Möst