Hier wurde tatsächlich die Lupe aus dem Futteral geholt, und dies gleich im doppelten Sinne. So handelt es sich zum einen um wirkliche Miniaturen für das Klavier: Die Spielzeit der einzelnen Werke oder Sätze beträgt in der Regel kaum mehr als zwei Minuten – lang genug, um einen Gedanken festzuhalten, zu kurz aber, um diesen auch musikalisch zu diskutieren und zu beleuchten. Zum anderen hat Bengt Forsberg bei der Auswahl der Kompositionen genau hingeschaut und tief ins Repertoire teilweise weit entfernter Jahrzehnte gegriffen.
Selbst in Schweden wird der Kenner sicherlich über manchen Namen und manche Preziose staunen, die keineswegs durchgehend dem spätbürgerlichen Salon entstammen, sondern vielfach quer dazu stehen; wie etwa über die aphoristischen Profiles (1961) von Dorcas Norre (1911–1985). Tatsächlich bin ich mehrfach in Versuchung gewesen, die CD anzuhalten, um über das Gehörte wie auch das vielfach Ungesagte zu sinnieren. Diese Miniaturen bergen ungeahnte Möglichkeiten; der Schlüssel liegt beim mitdenkenden Hörer.
Swedish Miniatures
Bengt Forsberg
db Productions dBCD 194 (2019)