21. November 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch

Beethoven: Sinfonie Nr. 6 / Knecht: Le Portrait musical de la nature – Akademie für Alte Musik Berlin / Forck

Beethoven: Sinfonie Nr. 6 / Knecht: Le Portrait musical de la nature – Akademie für Alte Musik Berlin / Forck
Beethoven: Sinfonie Nr. 6 / Knecht: Le Portrait musical de la nature – Akademie für Alte Musik Berlin / Forck

Dass Beethoven als Komponist in seiner Zeit wirklich nicht alleine stand, dass sein Œuvre auch mehr zu bieten hat als die bis heute immer wieder gespielten Werke, das zeigt das Label harmonia mundi mit seiner auf lange Sicht angelegten Serie „2020 / 2027“, die Bekanntes mit Unbekanntem kombiniert und jenem auch Zeitgenössisches verknüpfend an die Seite stellt. In diesem Fall ist es Beethovens „Pastorale“, der auch chronologisch das fünfsätzige Portrait musical de la nature von Justin Heinrich Knecht (1752–1817) vorausgeht.

Eine Kombination, die nicht nur einleuchtet, sondern gleichermaßen Verbindendes wie Trennendes offenbart – es liegen eben nicht nur 20 Jahre zwischen den Werken, sondern auch einige Kilometer zwischen Biberach und Wien, noch mehr aber zwischen den Komponistengenerationen. Umso mehr rücken die Interpretationen in den Fokus. Und da werden von der Akademie für Alte Musik Berlin beide Partituren herausragend zum Klingen gebracht, ohne mit dem breiten Pinsel bloßes Pathos zu malen. Vielmehr entfaltet die kleine Besetzung mit ihren wunderbar unverbrauchten, eher zeichnenden als pastosen Tönen ein wirklich authentisches naturalistisches Gefühl. Merkwürdig nur, dass man bei der Lektüre des im Booklet beigegebenen Essays von Peter Gülke dann doch die Mär vom Kleinmeister an der Riß aufgetischt bekommt. Mit etwas weniger Überbau könnte auch wenigstens einmal die Jahreszahl für Knechts Komposition erwähnt werden: 1784.


Ludwig van Beethoven. Sinfonie Nr. 6 F-Dur op. 68 „Pastorale“; Justin Heinrich Knecht. Le Portrait musical de la nature ou Grande Simphonie
Akademie für Alte Musik Berlin, Bernhard Forck
harmonia mundi HMM 902425 (2019)

 

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Autor

  • Michael Kube

    Dr. Michael Kube, geb. 1968 in Kiel, studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte sowie Europäische Ethnologie/Volkskunde. Promotion mit einer Arbeit über Hindemiths frühe Streichquartette (1996), Habilitation mit Studien zu einer Kulturgeschichte des Klaviertrios (2016). Seit 1998 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Neuen Schubert-Ausgabe (Tübingen), seit 2002 zudem Mitglied der Editionleitung. Er ist seit 2007 Kuratoriumsmitglied (und seit 2013 Vorsitzender) der Stiftung Kulturfonds der VG Musikedition.

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Teil 4 von 6 in Michael Kubes HörBar #013 – Beethoven & Co.