Seit Anfang November 2019 kann ein relativ aktuelles Soloalbum von Keith Jarrett seinen Platz im Regal der Sammlerinnen und Sammler finden. Der Rezensent zweifelt, ob das auch musikalisch gerechtfertigt ist. Dieser Typus des Solokonzerts von Keith Jarrett ist im Ablauf zu ähnlich zu denjenigen aus Rio, Venedig oder New York (oder eben anderen Solo-Einspielungen und Kopplungen seit 2000).
Es gibt da die Free-Stücke (I, II …), es gibt den etwas funkigen Teil (Part IV), einen Blues (Part IX), die lyrischen Stücke (Parts III, V, VIII, XI), schließlich die wie immer wunderschönen Standards am Ende. Für die einen ist diese Musik, auch hier diejenige aus München 2016, so erhaben simpel oder auch kaleidoskopisch verschnurrt. Für die anderen genau das gleiche. Mal staunt man, mal durchsteht man – so rein spielerisch mitreißend wird es nie. Es liegt eine gewisse Dunkelheit über allem.
Man sollte nicht klagen, denn die neue Aufnahme aus München ist schließlich auch nicht schlechter oder besser als die anderen Aufnahmen. Sammlerstück entweder oder auch Feintuning fürs Gehör. Kalt lässt einen das nicht.
Keith Jarrett: Munich 2016
ECM
- Keith Jarrett, Piano solo