Karges Klavierspiel bedeutet nicht Unterkomplexität oder Einfallslosigkeit. Ganz sicher bei Rainer Böhm sowieso nicht. Unter Hýdōr sind 13 maximal 6-Minüter. Gleich die beiden Studies zu Beginn, tun wohl, sind in ihrer Struktur sofort aufschließbar, so dass man sich auf der Stelle mit der improvisatorischen Arbeit auseinandersetzen kann. Toll gemacht.
Das gilt über den Rest der Platte ebenso, wenngleich die Kompliziertheit der Ideenentwicklung verschiedene Niveaus erreicht. Wo alles so offengelegt wird, spürt man dann genau so Abstufungen bei weniger tragenden Ideen wie in „Badi Bada“. So gewinnt man aber auf der anderen Seite auch mal den Weg in den freien Fluß eines mitreißenden „Catalyst“ (gut angelegte 5‘55“).
Rainer Böhm: Hýdōr (Piano Works XII)
ACT 9761-2