28. März 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Lento religioso – Amsterdam Sinfonietta / Candida Thompson

Lento religioso – Amsterdam Sinfonietta / Candida Thompson

Das Motto der CD ist Programm. Entliehen ist es dem dritten Satz der Symphonischen Serenade op. 39 (1947/48) von Erich Wolfgang Korngold, doch erstreckt es sich emotional über alle sieben Tracks, die sich so zu einem großen Charakterbild zusammenfügen. Dramaturgisch schlüssig ist dabei die Kombination von Arrangements und Einrichtungen einzelner Sätze sowie originalen Partituren für Streichorchester: auf der einen Seite Alban Bergs Sonate op. 1 und Wagners Vorspiel zu Tristan und Isolde, auf der zweiten das Adagio aus Anton Bruckners Streichquintett, auf der dritten endlich neben Korngolds eindringlichem Satz ein

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Brahms: Sinfonien – Wiener Symphoniker / Philippe Jordan

Brahms: Sinfonien – Wiener Symphoniker / Philippe Jordan

Philippe Jordan und die Wiener Symphoniker haben in den letzten Jahren mit ihrer schrittweise erschienenen Gesamteinspielung der Beethoven-Sinfonien überzeugt – klanglich ausgewogen und präsent, interpretatorisch gleichermaßen den Traditionen verbunden wie auch frisch im Zugriff. Nun also Brahms. Die Box überrascht (wie vor einiger Zeit auch bei Daniel Barenboim) mit der Entschlossenheit, jede der vier Sinfonien auf eine CD zu bannen, obwohl zumindest Nr. 3 und 4 zu koppeln gewesen wären. Zugleich wurde auf das bei solch einer Gelegenheit oft übliche sinfonische „Supplement“ verzichtet: kein Auffüllen der Spielzeit mit den Haydn-Variationen

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Rott: Orchestral Works – Gürzenich Orchester Köln / Ward

Rott: Orchestral Works – Gürzenich Orchester Köln / Ward

Was wäre nur aus Hans Rott geworden, wenn schon im Jahr 1880 ein Rauchverbot bei der Eisenbahn bestanden hätte? So jedenfalls hinderte er im Verfolgungswahn mit vorgehaltenem Revolver einen Mitreisenden daran, sich eine Zigarre anzustecken: Brahms hätte Dynamit im Waggon deponiert … Psychisch vollkommen zerrüttet, verblieb Rott für die letzten Jahre seines kurzen Lebens (1858–1884) in der Niederösterreichischen Landes-Irrenanstalt in Wien. Erst mit der sensationellen Uraufführung seiner Sinfonie E-Dur in Cincinnati, über 100 Jahren nach ihrer Vollendung, erwachte wieder die Aufmerksamkeit auf einen Komponisten, über den sich sein ehemaliger Kommilitone

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Beethoven / Barry – Britten Sinfonia / Thomas Adès

Beethoven / Barry – Britten Sinfonia / Thomas Adès

Unter den viel zu wenigen Produktionen, bei denen Werke von Beethoven mit solchen unserer eigenen Zeitgenossen kombiniert werden, ist diese sicherlich programmatisch eine der interessantesten. Denn dem innersten „Kernrepertoire“, den Sinfonien, werden Partituren nur eines Komponisten an die Seite gestellt, hier und auch in der nächsten Folge Werke des irischen Komponisten Gerald Barry (geb. 1952). Mit Beethoven ist bereits 2008 abseits aller Jubiläen ein gleichermaßen klanglich kantiges wie musikalisch mit hohem Witz versehenes Stück entstanden, eine Szene im Sprechgesang, basierend auf dem Brief vom 6./7. Juli 1812 aus Teplitz an

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Schreker: Complete Orchestral Works Vol. 1 – Bochumer Symphoniker / Steven Sloane

Schreker: Complete Orchestral Works Vol. 1 – Bochumer Symphoniker / Steven Sloane

Die Musik von Franz Schreker ist im Plattenschrank wahrlich keine Rarität mehr – auch wenn einige Aufnahmen schon lange wieder vergriffen sind. Dass Schre­ker dennoch für viele „Professionals“ wie Liebhaber noch immer ein unbeschrie­benes Blatt darstellt, ist Folge vielfältiger historischer Konstellationen. Da wäre zunächst das frühzeitige Stören und dann Abschneiden seiner Karriere durch die Nationalsozialisten sowie sein nur kurz darauf folgender Tod, die das Œuvre in Vergessenheit geraten ließen. Nach dem Zweiten Weltkrieg galt Schrekers faszinierend flirrende spätromantische Klangsprache lange Zeit als überkommen, sie passte schlichtweg nicht in die vorherrschende

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