21. November 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Il Ponte di Leonardo / Constantinople

Il Ponte di Leonardo / Constantinople

Hier sollen Brücken gebaut werden. Das Kuriose daran: das im Jahre 1502 von Leonardo da Vinci entworfene Bauwerk, auf das man sich bezieht, wurde nie errichtet. Mehr noch: Es sollte nicht einmal Orient und Okzident über den Bosporus verbinden, sondern nur die Ufer einer Bucht am Goldenen Horn. Man stelle sich vor, Sultan Bayezid II. hätte das ehrgeiziges Vorhaben verwirklicht: eine 43 Meter hohe freitragende Konstruktion. So etwas wurde erst Jahrhunderte später (wieder) gebaut; eine Miniaturausgabe wurde immerhin als Fußgängerbrücke in Südnorwegen realisiert. Aber wenn schon die Brücke als Symbol

Teil 2 von 4 in Michael Kubes HörBar #127 – Greeen Music
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Graun, Bach, Telemann / Pasticcio

Graun, Bach, Telemann / Pasticcio

Bei einer Pastete kommt es auf die rechten Zutaten und die passenden Gewürze an. Im glücklichsten Fall hat die Küche nur die besten Zutaten verwendet – so wie dies im musikalischen Bereich auch bei einem «Pasticcio» sein sollte. Der Begriff beschreibt die insbesondere in der erste Hälfte des 18. Jahrhunderts übliche Zusammenstellung von Stücken verschiedener Meister, die am Ende ein neues «Werk» ergeben – im Bereich der Oper leicht nachvollziehbar (entweder bei einem ähnlichen Libretto oder wegen der «wiederverwendbaren» musikalischen Affekte der Arien), im Bereich des Passionsoratoriums aber ebenfalls im

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #113 – Passionsmusiken
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Josquin / Stabat Mater

Josquin / Stabat Mater

Messen, Motetten und Chansons bilden nicht nur bei Josquin die drei großen Gruppen seines Schaffens. Und während die Messen wegen ihrer Architektur vergleichsweise leicht zu überschauen sind und die Chansons aufführungspraktisch ein offenes Feld darstellen, verlangen die Motetten einen jeweils ganz eigenen, individuellen Zugriff. Dies betrifft nach außen hin Umfang, Aufbau und Anzahl der Stimmen, nach innen aber vor allem die Texte – und hier steht bei vielen Werken die Jungfrau Maria im Mittelpunkt. Damals wie heute sind es das Stabat Mater, das Salve Regina und Ave Maria, die immer

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #048 – Josquin 500
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Josquin, the Undead

Nachdem im 14. und 15. Jahrhundert zahlreiche Komponisten (die zugleich wohl auch immer Sänger waren) zusehends aus dem Dunkel der Namenlosigkeit getreten waren, bildete sich an der Wende zum 16. Jahrhundert um Josquin Desprez und sein Schaffen ein geradezu modern anmutender Kult. Sein für jene Zeit ungeheures Selbstbewusstsein – möglicherweise inszeniert, mit Sicherheit aber auf einer in ganz Europa anerkannten schöpferischen Potenz gründend – schreckte jedenfalls Herzog Ercole I. d’Este nicht, den offenbar Unbequemen nach dessen Bedingungen 1503 als Kapellmeister zu engagieren. Bereits ein Jahr später verließ Josquin jedoch schon

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #048 – Josquin 500
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