18. Januar 2025 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Kavall – Inmitten

Kavall – Inmitten

Ferdinand Kavall spielt hier Gitarre, in den einzelnen Stücken jeweils ein zentrales musikalisches Problem oder Phänomen aufnehmend. Der Gitarrist sitzt inmitten einer Wabe aus sechs Lautsprechern. Heraus kommt eine Grundstimmung, die man wegen ihrer minimalen Verarbeitungsdichte und -geschwindigkeit als meditativ bezeichnen könnte. Am Ende muss jede und jeder für sich entscheiden, ob ihm das «zu wenig» reich genug ist, oder ob sie oder er sich lieber mit anderer Musik die Zeit teilen möchte.

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Jazando Guitar Duo – La Fiesta

Jazando Guitar Duo – La Fiesta

Ganz fein und musikalisch durchaus spektakulär: Das Duo Edelhoff & Steiner hat sich auf 15 Tracks mit klassischen Werken der Gitarrenliteratur (Heitor Villa-Lobos, Manuel de Falla, Francisco Tárrega und Arturo Márquez), des Jazz (Egberto Gismonti, Charlie Haden und Chick Corea) und dem Tango Nuevo (Piazolla) in Verbindung gesetzt – connected! Es geht also auch mal ohne Auseinandersetzung, ohne Rekombination oder (De-)-Konstruktion etcetera. So fallen die Kompositionen auf einen fruchtbaren musikalischen Boden und die entfernten Genres kreuzen sich auf den hier dann 12 Saiten der beiden Gitarren, bezogen die eine mit

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Peter Weiss: Conversation With Six-String People

Peter Weiss: Conversation With Six-String People

Gestern neun Gitarristen, heute „nur“ noch vier. Dafür alle auf einmal. Der Schlagzeuger Peter Weiss ist hier in Konversation mit „Six-String People“, das sind mit Philipp van Endert, Norbert Scholly, Sandra Hempel und Tobias Hofmann Gitarrist:innen der deutschen Jazz-Profi-Liga. Statt vier Bassist:innen gestern, sind es hier „nur“ noch zwei. 24 elektrische Gitarrensaiten in 14 Stücken gegen 54 akustische derjenigen, die Sven Jungbeck zum Spiel auf 17 Tracks geladen hatte. Man kann allein schon anhand der Anzahl der verschieden Tracks erkennen, welche Bandbreite zur Entfaltung kommen soll. Aber auf dieser Platte

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Max Zentawer: solo

Max Zentawer: solo

Die Reichhaltigkeit der Jazz-Szene in Deutschland scheint geradezu unendlich. Dass ich die meisten Musiker:innen der CDs, die ich hier in der HörBar bespreche nicht kenne, geschweige denn jemals zuvor von ihnen gehört habe, bestätigt mir das wunderbar. Max Zentawer spielt hier „solo“ seine akustischen und elektrischen Gitarren quasi im Ensemble, wann es sich eben ergibt, wenn man im Studio arbeitet, statt auf der Bühne – wie so häufig coronabedingt. Man folgt dem Gitarrenflow mit Vergnügen und mit der Leichtigkeit, die Zentawer zu erzeugen versteht. Fast alle Gitarrist:innen, die zu hören

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Hildenbrand: Mater

Hildenbrand: Mater

Im September 2020 hat sich Hub Hildenbrand für die Aufnahmen seines Mater-Zyklus in die Dorfkirche von Woddow begeben. Das ist ein kleines Dorf der Uckermark mit ca. 109 Einwohnern. „Die Saalkirche wurde in sauber gequadertem Feldsteinmauerwerk während der Ostkolonisation in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts erbaut,“ steht im Wikipedia-Eintrag. Warum das gesagt wird: Nun die von Hildenbrand hier zelebrierte Musik klingt nach „steinalt“ – nach archaischer, erdiger, schwebender Musik, die sich so wunderbar freispielt, wie sie zugleich doch wie verankert und gesichert wirkt. Hildenbrand erschafft hier mit ganz wenig

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