Víkingur Ólafsson – from afar

Víkingur Ólafsson – from afar

Die Herausforderung bei heutigen Alben liegt vor allem in der Auswahl der eingespielten Werke. Bei der noch immer auf Tradition setzenden Deutsche Grammophon ist das ganz augenscheinlich. Da prangte auf dem Cover einst das alte goldgelbe Label mit Angaben zu Komponist, Werk und Interpreten. Dann wurde es zu einem Plakat für fett gedruckte Ware, aktuell verschwindet es vielfach in einer der vier Ecken. Mitunter fällt es abe auch schwer, die Fläche mit relevanten Meta-Daten (die im 20. Jahrhundert noch nicht so bezeichnet wurden) zu füllen – wie bei from afar

This entry is part 5 of 5 in the series HörBar #166 – Am Klavier
Paul Lewis – Johannes Brahms

Paul Lewis – Johannes Brahms

«Über die Titel bin ich mir eigentlich gar nicht im klaren», schrieb Johannes Brahms seinem Verleger über die letzten seiner Klavierwerke. So findet man unter den Fantasien op. 116 erstaunlicherweise eine Folge von Capriccios und Intermezzi, unter den Stücken op. 118 je eine Ballade und Romanze sowie weitere Intermezzi, unter den Stücken op. 119 sind es neben einer Rhapsodie nochmals drei Intermezzi. Das Opus 117 versammelt allein drei Intermezzi. So viele «Zwischenspiele» gab es im 19. Jahrhundert am Klavier wohl nur selten. Und es wird noch komplizierter, denn die Anordnung

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Leif Ove Andsnes – Antonín Dvořák

Leif Ove Andsnes – Antonín Dvořák

Dvořák auf dem Klavier? Tatsächlich ist dieser Teil seines Œuvres nahezu unbekannt (wie übrigens auch viele seiner anderen Werke). Auch wenn Dvořák nach Auskunft seines Schwiegersohns Josef Suk kein virtuoser Pianist war, so trat er doch gelegentlich mit Kammermusik öffentlich auf. Sein Schaffen für Klavier aber hat es kaum auf die Pulte geschafft – und auch dieses Album mit den Poetischen Stimmungsbildern op. 85 verdankt sich nur den stillen Monaten der Corona-Zeit, in denen Leif Ove Andsnes die Zeit hatte, sich intensiv mit den 13 Stücken auseinanderzusetzen. Und da ist

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Igor Levit – Tristan

Igor Levit – Tristan

Erratisch, verlassen und in Silbergrau gehüllt. Das Cover könnte die umfassende programmatische Trostlosigkeit der eingespielten Werke kaum besser fassen. Denn «Tristan» geht zwar vom dritten Liszt’schen Liebestraum aus, durchkämmt aber mit Hans Werner Henzes Tristan, Wagners Vorspiel, Mahlers Adagio aus der 10. Sinfonie und Liszt Harmonies du soir einen dunkel glühenden Kosmos. Der etwas seltsam anmutende Aspekt dabei ist, dass für Henzes sechsteilige Fantasie, in der das Klavier nur bedingt einen tragenden Part einnimmt, das Gewandhausorchester hinzugezogen wurde, während das Vorspiel und das Adagio in modernen zweihändigen Arrangements gespielt werden.

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Krystian Zimerman – Karol Szymanowski

Krystian Zimerman – Karol Szymanowski

Viele Instrumentalisten lassen sich mit ihrem Instrument ablichten – und diese Portraits gleichen damit ein wenig den Heiligen-Darstellungen aus dem Mittelalter, denen (zur besseren Identifikation) immer ein wiedererkennbares Attribut beigegeben wurde. In der Musikwelt ist es ähnlich: Klavier, Violoncello, Harfe oder Taktstock grenzen ein und spezifizieren zugleich. Und so widmet sich die HörBar in dieser Woche einmal fünf Pianisten „am Klavier“ mit jeweils charakteristischen Programmen. Den Anfang macht Krystian Zimerman mit Musik von Karol Szymanowski (1882–1937), dessen Préludes, Mazurken etc. eher selten auf den Pulten aufliegen. Obwohl sie deutlich in

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